Erfasst? Foto-Dokumentation zur „Roten Kapelle“ (1992)

Erfasst? Foto-Dokumentation zur "Roten Kapelle"
Erfasst? Foto-Dokumentation zur „Roten Kapelle“

Die Gestapo gab ihnen den Namen „Rote Kapelle“. Mehr als 50 Widerstandskämpfer wurden von Nazi-Richtern ab 1942 als Angehörige dieser Gruppe zum Tode verurteilt. Eine Foto-Dokumentation, 1992 herausgegeben in Verbindung mit der Gedenkstätte Deutscher Widerstand, erinnert an ihr Leben und ihren Kampf gegen den Nationalsozialismus. Viele von ihnen lebten in Berlin.

Ihr Widerstand hat sich in vielfältiger Form gezeigt.  Schon Mitte der dreißiger Jahre hatten Oberleutnant Harro Schulze-Boysen, Mitarbeiter des Reichsluftfahrtministerium, und Arvid Harnack, Oberregierungsrat im Reichswirtschaftsministerium, Gegner des Nationalsozialismus  um sich versammelt. Mit zunehmenden Nazi-Terror und dem Beginn des Krieges  kamen immer mehr Gruppen dazu. Schulze-Boysen und Harnack hatten 1941 Kontakt mit sowjetischen Diplomaten, denen sie ihre Bereitschaft signalisierten, Informationen auch per Funk weiterzugeben. Das Motiv dahinter war vor allem, Einfluss auf die Gestaltung Deutschlands nach dem Ende der Nazi-Diktatur zu bekommen. Zwar scheiterte die geplante Informationsübermittlung an technischen Problemen, aber die Gestapo behandelte die Gruppe, als sie 1942 aufgedeckt wurde, insgesamt als Spionageorganisation. Allerdings wird der von der Gestapo genutzte Begriff „Rote Kapelle“ der Vielseitigkeit der mehr als hundert Widerstandskämpfer nicht gerecht. Sie kamen aus  unterschiedlichen sozialen Zusammenhängen und politischen Richtungen und engagierten sich auch in unterschiedlicher Weise. Einige produzierten Flugblätter und verteilten sie, andere unterstützten Verfolgte oder vernetzten die verschiedenen Widerstandsgruppen.

[amazon_link asins=’3902475854,B07894H9MD,3570100219,3502180903,B001PCG9JI‘ template=’ProductCarousel‘ store=’fotosausberli-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’9e610020-8973-4dde-a31f-5d23491977fc‘]

Die Foto-Dokumentation zeigt  die Aufnahmen, die die Gestapo von den Angeklagten gemacht hat. Je drei Aufnahmen, Profil links und rechts, eine frontale Aufnahme. Der Blick meist offen und selbstbewusst. Für die meisten von ihnen enthält das Album  auf zwei Seiten biografische Angaben, erzählt von ihrem Leben vor dem Nationalsozialismus, berichtet über ihren Weg in den Widerstand. Private Fotos und Dokumente ergänzen die Texte. Ausstellung und Buch würdigen die Haltung und den Mut und halten die Erinnerung wach.  

Erfasst? Das Gestapo-Album zur Roten Kapelle. von Regina Griebel, Marlies Coburger, Heinrich Scheel,  Foto-Dokumentation, 372 Seiten, broschiert, Halle 1992,  ISBN 3883840440

Über Ulrich Horb

Jahrgang 1955, Journalist und Fotograf in Berlin
Dieser Beitrag wurde unter Berlin im Buch, Berlin-Antiquariat, Berlin-Bildband, Berlin-Geschichte abgelegt und mit , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert