1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (XI)

Ausriss aus der Zeitung "Das Volk", Juli 1945

Ausriss aus der Zeitung „Das Volk“, Juli 1945

Am Abend vor dem Einzug der West-Alliierten trifft Otto Grotewohl mit Marschall Schukow zusammen. In bemerkenswerter Offenheit beantwortet Grotewohl dabei Schukows Frage, wie denn die Berlinerinnen und Berliner auf die Ankunft der West-Alliierten reagieren würden: Sie würden die Briten und Amerikaner als Befreier begrüßen, sagt Grotewohl, als Befreier von der Roten Armee.[1]

Berlin wird zum Zufluchtsort. Im Juni 1945 befindet sich Paul Löbe, der ehemalige sozialdemokratische Reichstagspräsident, noch in Schlesien, das nach den alliierten Übereinkünften nun zu Polen gehören soll. Die dort gerade neugebildeten deutschen Stadtverwaltungen werden durch polnische ersetzt.  „Vergeblich bemühten sich vereinzelt polnische Bürgermeister, die schlimmsten Ausschreitungen zu verhüten, doch waren sie meist machtlos gegenüber der wilden Soldateska, welche die noch anwesende deutsche Bevölkerung bis auf die Leibwäsche ausplünderte“, so Paul Löbe in seinen Erinnerungen.[2] Viele Deutsche wenden sich an den bekannten Sozialdemokraten mit der Bitte um Unterstützung, auch die örtlichen Kommunisten klagen über die „schlimme politische Lage, die durch die polnische Besetzung und Verwaltung der absolut deutschen Gebiete zwischen Glatzer Neiße und Lausitzer Neiße eingetreten ist“.[3] So fährt Löbe nach Berlin, in der Hoffnung, bei Marschall Shukow, der vielleicht von den Übergriffen gar nichts weiß, Unterstützung zu erhalten. Löbe macht sich mit Billigung des russischen Ortskommandanten auf den Weg, kommt zunächst nach Waldenburg-Dittersbach, kann dann nach zehntägigem Aufenthalt per Kohlenzug  in Richtung Berlin fahren. Auf den Kohlenwaggons lagern zahlreiche Fliehende, mehrmals werden ihnen von russischen und polnischen Plünderern Gepäckstücke entrissen. Löbe kommt in Niederschöneweide an. „Mein erster Weg galt der neuen sozialdemokratischen Parteileitung unter Grotewohl und Fechner in der Behrenstraße, zu der mich die von vielen Strapazen entkräftete und erkrankte Louise Schroeder führte“, so Löbe. Louise Schroeder, zum Kriegsende 58 Jahre alt,  wiegt im Mai 1945 nicht mehr als 84 Pfund. Löbe wird von manchen  Sozialdemokraten in den kommenden Wochen nicht nur freudig empfangen, zu sehr ist sein Name noch mit dem Anpassungskurs der SPD-Führung im Juni 1933 verbunden.

Andere Umsiedler, wie der 17jährige Rudi Uda, der später über die Jugendarbeit zur Charlottenburger SPD findet, kommen aus Böhmen. Die Familie ist zwangsausgesiedelt worden und musste von Preßnitz zur nahegelegenen sächsischen Grenze laufen. Von dort kommt Rudi Uda im Juni und Juli über Chemnitz nach Berlin, wo er – trotz Zuzugssperre – bei Verwandten in der Danckelmannstraße unterkommt.

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In der Behrenstraße beschäftigt der Zentralausschuss inzwischen mehrere Mitarbeiter. Der erfahrene frühere Bezirksbürgermeister von Prenzlauer Berg Dr. Otto Ostrowski leitet das Referat für Kommunalpolitik, August Karsten, der etwas später in die Behrenstraße nachzieht, besorgt weiter die Kassen- und Vermögensverwaltung, Louise Schroeder leitet, unterstützt von Toni Wohlgemuth, Käte Kern und Annedore Leber, das Frauensekretariat, Erich Lübbe und Carl Volmershaus die Abteilung Gewerkschafts- und Genossenschaftspolitik, Fritz Schreiber das Jugendsekretariat. Als wichtigste Abteilung beschreibt Erich Gniffke die Abteilung Wirtschaft, die sich „bald eigenmächtig ,Abteilung für Wirtschaft und Politik beim Zentralausschuss der SPD‘ nannte“. Hier werden unter Leitung von Gustav Klingelhöfer Reden und Grundsatzpapiere entworfen, Otto Bach, späterer Abgeordnetenhauspräsident, und Kurt Schmidt, der in der Widerstandsgruppe Neu Beginnen aktiv war, arbeiten ihm zu. Gniffke: „In dieser Abteilung wurde die erste Analyse über den Weg der Partei erarbeitet, die den Zentralausschuss wochenlang beschäftigte.“[4] Mitte September mündeten diese Überlegungen in eine Rede Grotewohls.

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Paul Löbe schildert dem KPD-Vorsitzenden Wilhelm Pieck bei einem kurzen Treffen die Situation in Schlesien. Der aber weist den Sozialdemokraten darauf hin, dass alles rechtens sei und die Vereinbarungen von Jalta die Umsiedlung der Deutschen vorsehen. Dennoch versucht Löbe, auch in der sowjetischen Kommandantur vorgelassen zu werden. Oberst Smirnow hört sich Löbes Beschwerden an und stellt eine Antwort in Aussicht. Die kommt nicht. Allerdings kommt einige Tage später ein Bote ins Parteihaus und holt Löbe in die Kommandantur.  Dort trifft er auf Vertreter des sowjetischen Geheimdienstes, der „GPU“, die einen Gegenwunsch äußern. „Ich sollte“, so Löbe in seinen Erinnerungen, „zunächst  einmal als Spitzel in meiner Partei tätig sein, die Protokolle des Zentralausschusses auf die GPU bringen, unbekannte Versammlungen und Sitzungen verraten und Berichte über die Stimmung in der Bevölkerung zu den Sowjets anfertigen.“ Löbe bietet an, Max Fechner über den Wunsch nach den Protokollen zu informieren. Das aber entspricht nicht den Vorstellungen des Geheimdienstes. Löbe berichtet anschließend Grotewohl über das Ansinnen. Der beruhigt Löbe: „Es ist bei einem Dutzend anderer auch schon versucht worden.“[5]

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Die 33.000 amerikanischen Soldaten, die Anfang Juli in ihren Sektor in Berlin eingerückt sind, haben zwar nicht wie Russen und Franzosen die deutschen Truppen im eigenen Land erleben müssen, sie haben aber mit der Befreiung der Konzentrationslager die deutschen Gräueltaten hautnah erfahren. Mit einem – nicht immer eingehaltenen – Fraternisierungsverbot, gültig von 1944 bis zum 1. Oktober 1945, wollen die US-Streitkräfte  ein „Zusammentreffen mit Deutschen auf der Grundlage von Freundlichkeit, Vertrautheit oder Intimität“ vermeiden.  Plakate erinnern die US-Soldaten an die deutschen Kriegsverbrechen. Dennoch werden sie gemahnt, die Nichtverbrüderung verlange „kein hartes, unwürdiges oder aggressives Verhalten noch eine anmaßende Überheblichkeit, wie sie die Nazi-Führung auszeichnete“. „Die Amerikaner sind nicht nach Deutschland gekommen, um Kindermördern die Köpfe zu streicheln und SS-Verbrecher zu päppeln, die Amerikaner sind in dieses Land von Gangstern gekommen, um hier Ordnung zu schaffen und die Verbrecher der Justiz zu überantworten“, beschreibt die Truppenzeitung „Stars and Stripes“[6]  die Aufgaben.   Die Deutschen sollen an ihre kollektive Verantwortung für die Verbrechen im Zweiten Weltkrieg erinnert werden.

Das spüren  auch die Sozialdemokraten, die – wie der Gewerkschaftssekretär Karl J. Germer – auf britische und amerikanische Offiziere treffen. Karl Germer stellt in den Wochen nach dem Einzug der westlichen Alliierten bei ihnen aber ein zunehmendes Interesse an deutscher Politik fest. „Sie suchten immer stärker auch persönlichen Kontakt zu den Funktionären, schienen aber die ausdrückliche Weisung zu haben, sich betont distanziert zu halten.“[7] Immerhin, so Germers Einschätzung, sorge die Berichterstattung ausländischer Journalisten in kritischen Situationen dafür, dass sich die West-Alliierten nicht „hinter ihre bürokratische Schutzmauer“ zurückziehen könnten.  Allerdings beschränken sich die westlichen Kommandanten eng auf ihre Sektoren.

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Beim Aufbau des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes und der 18 Industriegewerkschaften nimmt die KPD – auch mit Unterstützung der russischen Kommandanturen – Schlüsselpositionen ein.   „Vorsitzende der Bezirksausschüsse sowie der Bezirksverbandsleitungen wurden durchweg Kommunisten und sie schufen sich ihren Angestelltenapparat“, stellt der Gewerkschafter Otto Sperling fest. „Die Büros des FDGB waren mit Stalin- und Lenin-Aussprüchen und kommunistischen Plakaten geschmückt; parteikommunistisches Agitationsmaterial lagerte dort in großen Beständen zur Verteilung. Bei der mündlichen Propaganda für den FDGB wurde ständig hervorgehoben: ,Die Rote Armee hat uns befreit‘ usw. oder ,Der Befehl 2 des Marschall Shukow hat die Gründung von Gewerkschaften möglich gemacht.‘ So kam die notwendige Atmosphäre für die Vorherrschaft der KPD im FDGB zustande.“[8]

Unterstützt von den christdemokratischen Gewerkschaftern Jakob Kaiser und Ernst Lemmer kann der Sozialdemokrat Bernhard Göring gegen die KPD die Gründung von drei Angestelltenverbänden durchsetzen. Den Widerstand der Kommunisten dagegen erklärt Karl J. Germer mit einem „antiquierten Klassenbewusstsein“: „Für sie ist der Angestellte ein Produkt, vom ausbeutenden Kapitalisten geschaffen, um die Arbeiterschaft zu spalten.“ Als Mitglied einer von Arbeitern dominierten Industriegewerkschaft sollten Angestellte weniger Einfluss erhalten. Betriebsvertrauensleute sollen künftig die Beitrittsgelder und Wochenbeiträge kassieren.

Am 4. Juli trifft sich der Vorbereitende Gewerkschaftsausschuss des FDGB und berät über künftige Tarifordnungen und die Situation auf dem Arbeitsmarkt. In etlichen Branchen fehlen Fachkräfte, Abwerbung mit höheren Löhnen wollen die Gewerkschafter aber verhindern.  Manche Fachkräfte melden sich bei den Arbeitseinsatzstellen  auch als Ungelernte, um nicht vermittelt zu werden und so bei Fleischern oder Bäckern schwarz arbeiten zu können.[9]

Am selben Tag kommen 20.000 Berlinerinnen und Berliner zur ersten demokratischen   Großkundgebung seit 1933 vor dem Rathaus Tiergarten in der Turmstraße, zu der SPD, KPD, CDU und LDP aufgerufen haben. Es ist eine Bekundung für den friedlichen Neuanfang. Als Vertreter der SPD spricht Otto Suhr. Für ihn ist es ein besonders bewegender Moment, denn am selben Ort hat er im Frühjahr 1933 seine letzte öffentliche Rede gehalten, bis die Polizei die Kundgebung beendete[10].

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Anfang Juli finden in Neukölln und Tempelhof die ersten öffentlichen SPD-Veranstaltungen statt. Die Neuköllner Sozialdemokraten schmücken die Bühne der Neuen Welt an der Hasenheide mit den Fahnen der Alliierten, mit rotem Tuch und Grünpflanzen. Ein Orchester spielt zu Beginn die Ouvertüre zur „Heimkehr aus der Fremde“ von Mendelssohn-Bartholdy. Mit einer Schweigeminute gedenken die Anwesenden, darunter auch Max Fechner vom Zentralausschuss,  der Opfer des Faschismus. Es sind bewegende Momente. „Wir kommen durch“ ist das Referat von Otto Ostrowski betitelt. Es ist eine Abrechnung mit  Hitlers Gewaltregime. Unter Beifall fordert Ostrowski den „Ausschluss vom Wahlrecht für alle ehemaligen Nazianhänger“, die Entfernung aller nach 1933 in den Justizdienst übernommenen Richter und Anwälte, aller „Pseudowissenschaftler“. Es geht aber auch um die aktuelle Versorgungskrise. „Die Abwendung ernster Ernährungsschwierigkeiten ist nur auf dem Wege über den Ablieferungszwang der Erzeuger möglich“, stellt Ostrowski fest. Er  fordert zudem die „Rückführung landflüchtiger Volksgenossen“ und die „Aufteilung der Großgüter, sofern  sie nicht besser durch den Staat weitergeführt werden“. Für die KPD hält der Neuköllner Vorsitzende Fritz Reuter ein Grußwort. Im Schlusswort zeigt sich der Neuköllner SPD-Vorsitzende Günther davon überzeugt, dass es im Sinne von Karl Marx zu einer internationalen Zusammenarbeit kommen werde, nach dem Motto „Proletarier aller Länder, vereinigt euch“. Mit dem Absingen der Internationale endet die Versammlung.[11]

Am 8. Juli, einem Sonntag, spricht Bernhard Göring in den Tivoli Lichtspielen am Tempelhofer Damm über „Die SPD und ihre nächsten Aufgaben“. Auch Göring geht es aber zunächst um die Aufarbeitung des zwölfjährigen Nazi-Terrors, um die Schuld „auch der bürgerlichen Parteien, die die Nazis in den Sattel gehoben“ haben. „Darüber hinaus sind wir alle mitschuldig, insbesondere die sogenannten kleinen PGs[12] und vielfach in einem höheren Maße die Nichts-PGs, die als Obleute, Luftschutzwarte usw. die Mitmenschen schwer unter Druck gesetzt hätten.“ Göring, früherer Gewerkschafter, weist auf die SPD-Forderung nach „produktiver Arbeitsbeschaffung“ hin, die „nur mit Hilfe der Besatzungsmächte zu lösen“ sei.[13] Otto Burgemeister, seit Juni 1945   Ortsbürgermeister von Berlin-Marienfelde, beendet die Versammlung mit einem „dreifachen Hoch auf die Partei“, wie die SPD-Zeitung „Das Volk“ vermerkt.

In Mitte findet an diesem Tag eine gemeinsame Veranstaltung von KPD und SPD statt, mit der die antifaschistische Zusammenarbeit unterstrichen wird. Im Admiralspalast an der Friedrichstraße erläutert Fritz Erpenbeck die Sicht der KPD,  Fritz Saar ist Vertreter der SPD.

Zur 2. Abteilungsversammlung der 97. Abteilung in Neukölln kommen am 10. Juli schon 30 Mitglieder. „Zeitungsfragen“ stehen ganz oben auf der Tagesordnung. Die Zeitung „Das Volk“ kann noch kein Abonnement anbieten. Um sie den Mitgliedern zugänglich zu machen, schlägt der Abteilungsvorsitzende Wilhelm Krüger vor, für die einzelnen Straßenblocks Zeitungsobleute zu benennen, bei denen die Ausgaben abgeholt werden können. Aus der Versammlung kommt der Vorschlag, einen arbeitslosen Genossen mit dem Vertrieb für die gesamte Abteilung zu beauftragen, allerdings findet sich niemand dafür. So werden vier Genossen zu Zeitungsobleuten bestimmt. Wilhelm Krüger stellt in einem Vortrag die Notwendigkeit von Schulungen heraus, damit die Genossen die „Gedankengänge des wahren Sozialismus zum Volk tragen können“. Die Abteilungsgrenzen, so informiert Krüger, sollen neu zugeschnitten werden, um sich der kommunalen Verwaltung besser anzupassen. Neukölln soll künftig in acht SPD-Abteilungen gegliedert werden[14].

Der Kontakt zwischen dem Zentralausschuss und den SPD-Gruppen in der sowjetischen Besatzungszone außerhalb Berlins ist nur mühsam  zu halten. Der Briefverkehr wird erst am 2. August langsam wieder aufgenommen. „Immer noch mussten wir darum kämpfen, bei der Belieferung mit Lkws und Benzin mit den KPD-Vertretern einigermaßen gleichgestellt zu werden“, berichtet Erich Gniffke[15]. „Wir hatten zunächst nur zwei Wagen, dann, Anfang Juli, noch drei Wagen zugesprochen erhalten.“ Auf seinen Antrag hin stellt die sowjetische Militäradministration Erich Gniffke einen Wagen für eine erste Erkundungstour nach Stettin zur Verfügung. Gniffke ist erschüttert von den Zuständen, denen er unterwegs begegnet: „Die Landstraßen von Flüchtlingen verstopft, die kaum Gepäck bei sich haben. Zu essen haben sie nichts.“ In abgelegeneren Dörfern campieren die Flüchtlinge in Gasthaussälen, Scheunen oder im Freien, wer stirbt, wird irgendwo begraben. Gniffke hält seine Beobachtungen in einem Bericht für die SMAD  fest, wirbt für eine planmäßige Ansiedlung der Heimatlosen. Und er erzählt von einem Vetter, der sich aus Ostpreußen nach Hinterpommern durchschlagen konnte. „Eine Woche später hielt ein sowjetischer Lkw vor meinem Haus in Zehlendorf. Herunter kletterten meine Verwandten.“ Ende Juli drängen immer mehr Flüchtlinge in das zerstörte Berlin, täglich kommen vier- bis fünftausend Menschen, bis die SMAD die Einreise am 28. Juli vorübergehend untersagt, weil Unterbringung und Versorgung Schwierigkeiten bereiten.

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Der Bezirksvorstand der Neuköllner SPD hat im Juli über neue Grenzen der Abteilungen beraten. So wird aus der 96. und 97. Abteilung auf einer gemeinsamen Versammlung im Zeichensaal der Thomasschule  am 27. Juli die neue 6. Abteilung. Zum Vorsitzenden wird Wilhelm Krüger, bisheriger Vorsitzender der 97. Abteilung, gewählt.  Untergliedert ist die Abteilung in zehn Bezirke, für die provisorische Bezirksleiter eingesetzt werden. Der Kreisleitung werden wunschgemäß drei weibliche Genossinnen als Ansprechpartnerinnen benannt, fünf Wohlfahrtspfleger und ein Vertreter der Kleingärtner. Ein Vertreter der Kleintierzüchter soll noch benannt werden. Grund zur Freude liefert vor allem der Wahlerfolg der britischen Arbeiterpartei. „Zum ersten Mal in der Geschichte des englischen Parlaments und der englischen Arbeiterbewegung übernimmt die Arbeiterbewegung allein Staatsgewalt“, vermerkt Schriftführerin Charlotte Paschke im Protokoll. „Es ist zu hoffen, dass dieser Sieg auch für die deutsche Arbeiterbewegung bedeutsam sein wird.“[16] Wilhelm Krüger berichtet von einem Übereinkommen zwischen SPD und KPD „bezüglich der paritätischen Zusammensetzung aller kommunalen Einrichtungen“: „Nach diesem Übereinkommen müssen die Kommunalabschnitte mit je vier Genossen aus der KPD und der SPD besetzt werden. Ist der erste Abschnittsleiter ein Mitglied unserer Partei, so muss sein Stellvertreter ein Kommunist sein und umgekehrt.“ Dennoch gibt es Gesprächsbedarf. Der Abteilungsvorstand wird beauftragt, ein Schreiben an den Kreisvorstand aufzusetzen, „in dem eine Klärung des Verhältnisses und der Zusammenarbeit zwischen KPD und SPD gefordert wird“.

(wird fortgesetzt)

 

[1] Zitiert nach Lucio Caracciolo, Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Jahrgang 36 (1988), Heft 2, S. 285
[2] Paul Löbe, Der Weg war lang, Lebenserinnerungen, S. 250
[3] Paul Löbe, Der Weg war lang, Lebenserinnerungen, S. 251
[4] Erich Gniffke, Jahre mit Ulbricht, S. 47
[5] Paul Löbe, Der Weg war lang, Lebenserinnerungen, S. 255
[6] Zitiert nach Ruhl, Die Besatzer und die Deutschen, S. 94
[7] Karl J.Germer, Von Grotewohl bis Brandt, S. 66
[8] Otto Sperling, FDGB – UGO – DGB Berliner Gewerkschaftsgeschichte von 1945 bis 1950, Berlin 1971, S. 29
[9] Das Volk, Nr. 3 vom 10. Juli 1945
[10] Gunter Lange: Otto Suhr, Im Schatten von Ernst Reuter und Willy Brandt, Eine Biographie. Verlag Dietz Nachfolger, Bonn 1994, S. 112
[11] Das Volk, 10. Juli 1945, S. 2
[12] Abkürzung für Parteigenossen, Mitglieder der NSDAP
[13] Das Volk, 10. Juli 1945, S. 2
[14] Protokoll der 97. Abteilung der SPD Neukölln vom 10. Juli 1945, Kopie im Archiv des Verfassers
[15] Erich Gniffke, Jahre mit Ulbricht, S. 62
[16] Protokoll der 6. Abteilung der SPD Neukölln vom 27.7.1945, Kopie im Archiv des Verfassers.

Über Ulrich Horb

Jahrgang 1955, Journalist und Fotograf in Berlin
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