Zum Mauerfall-Jubiläum im Jahr 2014 haben die beiden Journalisten Lars-Broder Keil und Sven Felix Kellerhoff eine umfangreiche und reich illustrierte Dokumentation vorgelegt. Sie beginnt – geordnet nach Jahreszeiten – im Jahr 1987 mit dem Besuch Erich Honeckers in der Bundesrepublik und endet mit dem Festakt zur Deutschen Einheit am 3. Oktober 1990 – ein Volk hat sich die Freiheit genommen.
Dazwischen liegen Monate voller weitgehend unvorhersehbarer Entwicklungen – der von Franz-Josef Strauß organisierte Milliarden-Kredit für die DDR, eine weitgehend unbeirrbare SED-Führung, die beharrliche Arbeit der DDR-Opposition, die Veränderungen in der Sowjetunion, die zunehmende Fluchtbewegung.
Der auf 300 Seiten ausgebreiteten Materialfülle merkt man an einigen Stellen an, wie sehr einzelne Ereignisse in ihrer Bewertung noch heute politisch umstritten sind. So wird etwa das gemeinsame Papier von SED und SPD, das im August 1987 nach dreijährigen Verhandlungen veröffentlicht wurde, nur als Beleg dafür herangezogen, dass die SPD die Zweistaatlichkeit akzeptiert habe. Für reformorientierte SED-Mitglieder und die DDR-BürgerrechtlerInnen dürften jedoch die im „Neuen Deutschland“ veröffentlichten Aussagen zum ungehinderten Informationsfluss in Form von Zeitungen und Publikationen und die Aufgabe des Wahrheitsanspruchs der SED wichtige Passagen gewesen sein.
Zeittafeln, reportageartige Beschreibungen ausgewählter Ereignisse und die zahlreichen Fotos zeigen das zunehmende Tempo der Veränderungen, den wachsenden Druck auf die SED, Mauerfall und die Organisation der Einheit. Eine spannende Aufbereitung von Geschichte.
Der Mauerfall: Ein Volk nimmt sich die Freiheit, von Lars-Broder Keil und Sven Felix Kellerhoff, gebundene Ausgabe 2014, 300 Seiten, Edition Lingen Verlag; ISBN-10: 3942453878, 24,95 Euro.