Die Zerstörung der Stadt: Bildband zeigt Berlin zwischen 1933 und 1945

Cover "Berlin im Dritten Reich"

Cover „Berlin im Dritten Reich“

Bücher bieten die Chance, Geschichte von ihrem Ende her zu betrachten. Wer die letzten Seiten des großformatigen Bildbandes „Berlin im Dritten Reich“ aufschlägt, sieht das Ausmaß der Zerstörung, das die zwölfjährige Nazi-Herrschaft verursacht hat.

Eine Doppelseite zeigt eine Luftaufnahme von Teilen Kreuzbergs im Jahr 1945. Dicht an dicht Häuser ohne Dächer, ausgebrannt und unbewohnbar. Und auf einem letzten Bild ist ein Schild mit einem aufgemalten Hitler-Zitat zu sehen, angebracht an einer zerstörten Hauswand: „Gebt mir zehn Jahre Zeit und ihr kennt Deutschland nicht wieder.“

Der Band, im Berliner Elsengold-Verlag erschienen, beschreibt die Veränderung der Stadt zwischen 1933 und 1945 in beeindruckenden Bildern. Rund 600 Aufnahmen aus den Beständen des Berliner Landesarchivs hat der Historiker Hans-Ulrich Thamer für den 400seitigen Band ausgewählt. Thamer gibt ihnen mit seinen kurzen Texten ihre Geschichte wieder und liefert notwendige Ergänzungen. Denn nicht alles zeigen die Bilder, die in jener Zeit entstanden, nicht alles konnte und durfte fotografiert werden.

Schon 1933 sind die Symbole der Arbeiterbewegung aus dem Stadtbild verschwunden. Die Fotografien zeigen jetzt Fahnenappelle und Jugendliche beim Arbeitsdienst. Massenaufmärsche. Bilder von der Emigration jüdischer Bürgerinnen und Bürger gibt es, von den später folgenden Deportationen sind keine Bilder im Archiv. Mit Kriegsbeginn starten große Sammelaktionen von Altmetallen, Papier und Knochen, am monatlichen „Opfersonntag“ darf nur noch Eintopf gegessen werden. 1940 wird die Straße vor dem Brandenburger Tor mit grünen Stofffetzen überspannt, um Bomberpiloten zu täuschen.

Kaum zu glauben, dass dieses pulsierende Berlin des Jahres 1933 zwölf Jahre später in Schutt und Asche liegt. Die Fotografien zeigen die Entwicklung nüchtern und dokumentarisch.

Hans-Ulrich Thamer: Berlin im Dritten Reich, Herrschaft und Alltag unter dem Hakenkreuz, 400 Seiten, ca. 600 Abbildungen, 22 x 29 cm, Hardcover mit Schutzumschlag, ISBN 9783944594170, EUR 39,95

 

Über Ulrich Horb

Jahrgang 1955, Journalist und Fotograf in Berlin
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