Ehrke, Franz

Franz Ehrke, SPD, am 21.2.2005. Foto (c): Paul Glaser

Franz Ehrke, SPD, am 21.2.2005. Foto (c): Paul Glaser

Geb. 20. September 1921 in Prenzlau; gest. 16. Februar 2021

Franz Ehrke besuchte nach der Volksschule in Swinemünde von 1936 bis 1939 die Handelsschule in Stettin und begann dann eine Lehre zum Industriekaufmann. 1941 wurde er zum Wehrdienst eingezogen und kam in britische Kriegsgefangenschaft.
Von 1946 bis 1960 war er kaufmännischer Angestellter beim Berliner Elektrizitätsversorger BEWAG. 1960 wurde er Abteilungsleiter der Deutschen Klassenlotterie Berlin, später Vorstandsmitglied.

Franz Ehrke am 20.8.2006. Foto (c): Paul Glaser

Franz Ehrke am 20.8.2006. Foto (c): Paul Glaser

1949 trat er in die SPD ein, wurde im März 1955 Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin. Er übernahm den Vorsitz im Ausschuss für Sicherheit und Ordnung sowie im Hauptausschuss. 1975 wählte ihn die SPD-Fraktion zum stellvertretenden Vorsitzenden der Fraktion, zwei Jahre später wurde er Fraktionsvorsitzender. Im Juni 1981 schied er aus dem Abgeordnetenhaus aus.

Franz Ehrke am 25.1.1979. Foto (c): Paul Glaser

Franz Ehrke am 25.1.1979, redet im Abgeordnetenhaus im Rathaus Schöneberg. Foto (c): Paul Glaser

„Mit dem ‚eisernen Franz‘, wie ihn sowohl Freunde als auch politische Wegbegleiter nannten, verliert Berlin einen leidenschaftlichen Parlamentarier, gradlinigen Politiker und überzeugten Sozialdemokraten“, so der Regierende Bürgermeister Michael Müller 2021 in einem Nachruf. „Über Jahrzehnte hinweg hat sich Franz Ehrke in unterschiedlichen Funktionen um unsere Stadt verdient gemacht. Einfluss suchte er dabei nicht im Regierungsamt, sondern in maßgeblich parlamentarischer Funktion – als langjähriger Vorsitzender des Ausschusses für Sicherheit und Ordnung oder zuletzt von 1977 bis 1981 als Vorsitzender der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus von Berlin. Für seine außergewöhnlichen politischen Leistungen zeichnete der Senat Franz Ehrke 1983 mit der Ernst-Reuter-Plakette aus, 1986 wurde ihm zudem die Stadtältestenwürde verliehen. Sein Pflichtbewusstsein, seine Verlässlichkeit und seine Warmherzigkeit werden uns fehlen. Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren.“

3.6.1978Misstrauens-Antrag gegen den Senat Dietrich Stobbe im Abgeordnetenhaus. Franz Ehrke, SPD, Hermann Oxfort, FDP, Peter Lorenz, CDU, im Plenum. Foto (c): Paul Glaser

3.6.1978: Misstrauens-Antrag gegen den Senat Dietrich Stobbe im Abgeordnetenhaus. Franz Ehrke, SPD, Hermann Oxfort, FDP, Peter Lorenz, CDU, im Plenum. Foto (c): Paul Glaser

Richard von Weizsäcker (CDU), damals Regierenden Bürgermeister, bei der Verleihung der Ernst-Reuter-Plakette an Ehrke: „Sie haben auf unverwechselbare Weise einen geradlinigen Weg beschritten. Sie waren streng gegen sich selbst, gerecht gegen jedermann und immer warmherzig.“

Peter Rebsch (CDU), damals Präsident des Abgeordnetenhauses von Berlin, bei der Verleihung der Stadtältestenwürde 1986: „Herr Ehrke ist ein großer Parlamentarier, ein Politiker aus Pflichtbewusstsein, ein überzeugter Sozialdemokrat, ein Mensch. Nur wenige haben sich in der Nachkriegsgeschichte Berlins so intensiv und konsequent auf die Legislative konzentriert wie er.“
„Für ihn“, so Rebsch, „hat es sicherlich auch etwas mit dem Stolz eines Parlamentariers zu tun, Einfluss nicht im Regierungsamt, sondern in maßgeblicher parlamentarischer Position zu suchen und auszuüben. Sie waren ein Parlamentarier und Fraktionsvorsitzender, für den stets die Devise galt: Ein Mann- ein Wort! Mit straffem Führungsstil haben Sie auch in Ihrer Fraktion nicht immer nur Freunde gewonnen. Sie haben Ihre Meinung mit Standfestigkeit vertreten,- wie oft erzählt und geschrieben wurde, mit einer „polternden“ Standfestigkeit, und die Spitznamen “der eiserne Franz“ und der grobe Franz“ haben Sie über viele Jahre hinweg in Ihrem politischen Wirken begleitet. In vorbildlicher Weise hatten Sie wesentlichen Anteil daran, das Abgeordnetenhaus und seine Tätigkeit im Bewusstsein der Öffentlichkeit zu verankern. Sie selbst sind im Laufe der Zeit zum „parlamentarischen Urgestein“ geworden, zu einem der Großen in der nunmehr vierzigjährigen Nachkriegsgeschichte des Berliner Landesparlaments.“

Über Ulrich Horb

Jahrgang 1955, Journalist und Fotograf in Berlin
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