geboren 7.5. 1905 in Bielefeld; gestorben 24.7. 1974 in Bielefeld (Westfalen)
Erna Wiechert wuchs in einem Bielefelder Arbeiterhaushalt auf, sie besuchte die Volksschule, kam zur August Oetker KG und absolvierte eine Ausbildung als Stenosekretärin. Ab 1922 war sie im SPD-Bezirksverband Ostwestfalen-Lippe beschäftigt.
„Als Mitglied des Hauptvorstandes der Sozialistischen Arbeiterjugend war sie in Bielefeld zu bekannt“, so der Weddinger Sozialdemokrat Horst Löwe in einem Rückblick. „So kam sie nach 1933 aus ihrer westfälischen Heimat nach Berlin, um illegal für die Partei zu arbeiten, der sie seit ihrem 16. Lebensjahr verbunden war.“
„Gelebte Solidarität“, so habe Dora Lösche ihre Erinnerungen an Erna Wiechert überschrieben, stellt Löwe in seinen Erinnerungen fest. „Sie stand in den schwersten Zeiten Seite an Seite mit ihren sozialdemokratischen Mitstreitern. Auch die Anonymität der Großstadt schützte weder sie noch ihrem Mann Theo vor Gestapo-Verhör und Gefängnis. 1945 war sie eine der ersten, die die neue SPD Organisation im Wedding aufbauten. Bei der Zwangsvereinigung zur SED blieb sie unbeirrt der SPD treu, Theo, der durch die Gestapo-Folter schwer gezeichnet war, ging zur SED. Er starb 1946, ihm blieb keine Zeit seinen Irrweg zu korrigieren.“
Erna Wiechert wurde von der Weddinger SPD als Kreisfrauenleiterin gewählt, sie war von 1946 bis 1958 zunächst Stadträtin für Ernährung und später für Jugend, danach Abgeordnete und lange Zeit Mitglied des Landesvorstandes der Berliner SPD. Horst Löwe: „Was sie auszeichnete, war ihr soziales Wirken. Ihr Durchsetzungsvermögen war beachtlich. Unvergessen ist es, wie vielen Menschen sie geholfen hat. Dabei waren ihr Optimismus und ihre unkonventionelle Art manchmal umstritten. Weil sie aber die Ernährung der Weddinger Bevölkerung in Nachkriegszeit und Blockade sichern half und sich dann so mütterlich um die Jugend des Bezirks kümmerte, tat dies ihrer allgemeinen Beliebtheit keinen Abbruch.“