In der Mitte Berlins (2017)

Cover „Die Mitte Berlins“

Von den alten Stadtstrukturen ist in Berlins historischer Mitte heute kaum noch etwas erkennbar. Und das  Gebiet rund um Fernsehturm, Rathaus, Marienkirche und Nikolaiviertel wird sich weiter verändern. Was hier war, ist und sein könnte, erzählt ein Bildband aus dem Elsengold-Verlag: „Die Mitte Berlins – Geschichte einer Doppelstadt“, erschienen 2017.

Die Nachbarstädte Berlin und Cölln entstanden im 12. Jahrhundert auf dem Boden längst vergessener slawischer Siedlungen. Das mittelalterliche Stadtgebiet machte gerade einmal 70 Hektar aus – allein der Bezirk Mitte umfasst heute knapp 4000. In seinem reich  mit Plänen, historischen Stichen und Fotos  ausgestatteten Band erzählt  der Historiker Prof. Felix Escher vom Entstehen des Handelsplatzes an der Spree, von einer selbstbewussten Bürgerschaft, die allerdings trotz heftiger Proteste den Bau des kurfürstlichen Schlosses im 15. Jahrhundert nicht verhindern konnte.  Berlins Mitte hatte von da an neue, landesherrschaftliche Funktionen.

Escher berichtet von kurfürstlichen Festen auf der Stechbahn, einer ersten Partymeile der Stadt,  von markanten Kirchen und Klöstern, die den zentralen Bereich prägten, vom Wachstum der Stadt, die nach dem 30jährigen Krieg gerade noch von 10.000 Menschen bevölkert war, schließlich von der Entwicklung zur Weltstadt. Handel und Gewerbe  bestimmten nun den Stadtkern.   Es folgten Umgestaltungspläne der Nazis, Krieg und schließlich Abriss und Neubau in der Zeit der DDR. 1990 waren noch 39 Gebäude aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg  erhalten, ganze acht aus der Zeit um 1840. Mit der Einheit bekam Berlin die zerstörte Mitte zurück, zugleich sorgte die Hauptstadtfunktion für neue Strukturen und Nutzungen.

Escher beschreibt die Debatten zum Bau des Humboldt Forums und die 2015 aus der Bürgerbeteiligung hervorgegangenen Leitlinien zur Berliner Mitte. Zehntausend Berlinerinnen und Berliner hatten sich beteiligt – und gegen Veränderungen gewandt. Sie hätten sich damit, so Eschers Vorwurf, des „historischen Zentrums bemächtigt, das  allen Berlinern“ gehört.

Prof. Felix Escher, Die Mitte Berlins – Geschichte einer Doppelstadt, 176 Seiten, ca. 100 Abb., Hardcover mit Schutzumschlag, ISBN 978-3-944594-70-5, € 29,95

Über Ulrich Horb

Jahrgang 1955, Journalist und Fotograf in Berlin
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