Es sind gefällige Fotos, die der Berliner Pressefotograf und Bildjournalist Pavel Sticha (geb. 1942) für den 1986 bei Nicolai erschienenen Bezirksband über Kreuzberg zusammengestellt hat. Rund sechzig Farb- und Schwarzweiß-Fotografien zeigen eher idyllische und optimistische Seiten des Bezirks, der 1920 aus den Stadtteilen Luisenstadt, der südlichen und äußeren Friedrichstadt und der Tempelhofer Vorstadt entstand. Auf zwölf Seiten wird die Entstehungsgeschichte des Bezirks geschildert, die Erweiterung der Stadt in Richtung Süden in der Zeit des Soldatenkönigs FriedrichWilhelm I., der Bau des Rondells am heutigen Mehringplatz, die neuen Verkehrsanbindungen. Historische Abbildungen ergänzen den Text.
Auf dem einst landwirtschaftlich genutzten Gebiet entstanden Quartiere für die Zuwanderer aus der Lausitz und Niederschlesien, der Görlitzer Bahnhof wurde zum Umschlagplatz für Kohle, mit der die entstehende Industrie der wachsenden Stadt befeuert wurde. Beengte Arbeiterquartiere wuchsen im Südosten empor.
Ihr sichtbarer Verfall in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, die Veränderungen und sozialen Brüche werden im Text angesprochen, rücken im Bildteil aber eher in den Hintergrund. Hier bestimmen vor allem Neubauten und modernisierte Altbauten, Fassadendetails, der Wasserfall am Kreuzberg, spielende Kinder in Parkanlagen, Seifenkistenrennen und saubere Arbeitsplätze das Bild. In der Freizeit wird Boule gespielt, man sitzt auf Sesseln inmitten eines Trümmergrundstücks, musiziert und liest. Oder man sitzt auf einem Gewerbehof gemütlich beieinander. Viele Aufnahmen sind von einer strengen Bildsymmetrie geprägt. Den einzelnen Fotos sind im Anhang noch einmal ausführliche Bildtexte zugeordnet.
Kreuzberg, Fotografiert von Pavel Sticha, Text von Richard Schneider, Nicolaische Verlagsbuchhandlung Beuermann GmbH Berlin 1986, ISBN 10: 3875841743, 88 Seiten, 240 x 230 mm, Leinen mit Schutzumschlag