1966 erscheint in einer Auflage von 1000 Exemplaren eine kleine Broschüre, die die zwei aufeinanderfolgenden Ausstellungen mit Bildern von Otto Nagel in der Charlottenburger Ladengalerie begleitet. Die Ausstellungen „Ölbilder und Zeichnungen aus viereinhalb Jahrzehnten“ (Februar 1966) und „Berliner Bilder 1933 – 1965“ (April 1966) zeigen erstmals in West-Berlin Arbeiten des Künstlers, der als Kommunist in der Nachkriegszeit und im Kalten Krieg im Westen nur wenig Wertschätzung erfuhr.
Die Ladengalerie stellte die Verständigung zwischen Ost und West in den Mittelpunkt ihrer Arbeit. Zwei Jahre zuvor waren Arbeiten von Lea Grundig, Präsidentin des DDR-Verbands Bildender Künstler Deutschlands zu sehen. Ausstellung und Broschüre sollten nach 20 Jahren Nagel nun wieder ins Bewusstsein bringen.
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Der Einleitungstext weist auf die besondere Gabe Otto Nagels hin, „die Situation einer ganzen Gesellschaftsschicht im Bilde eines bestimmten Menschen individuell zu charakterisieren“. Als besonders eingängige Beispiele dafür werden in der Broschüre u.a. die Bilder „Weddinger Familie“ und „Weddingkneipe“ herangezogen. Abgedruckt sind auch Porträts des Asylisten oder des Arbeiterbrautpaars.
Mit der Bedrohung durch die Nationalsozialisten beginnt, so heißt es im Einleitungstext der Broschüre, „teils ein Ausweichen auf unverdächtige Themen, teils Rückzug auf jetzt noch Verfügbares“. Gemeint ist die Arbeit an den Berliner Bildern, die die alte Stadtmitte vor der Zerstörung festhalten, Thema des zweiten Teils der Ausstellung.
In der Zusammenstellung von Texten für die Broschüre finden sich kurze Zitate sowie der Einleitungstext zu den Berliner Bildern von Otto Nagel, ein Beitrag von Ludwig Justi aus „Kunst der Gegenwart“ (Heft VII) über Otto Nagel, verschiedene Zeitungsberichte und Rezensionen.
Otto Nagel Zu den Ausstellungen (Februar und April 1966) in der Ladengalerie Berlin-Charlottenburg, 24 S., zahlr. Abb.