1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (XIII)

Ausriss aus der Zeitung "Das Volk" August 1945

Ausriss aus der Zeitung „Das Volk“ August 1945

Am 2. August erscheint die erste Ausgabe des „Berliner“, einer Zeitung, die in der britischen Besatzungszone nun dienstags, donnerstags und sonnabends herausgegeben wird.  Auf der ersten Seite findet sich eine siebenzeilige Notiz über einen Wechsel im Polizeipräsidium: „Der neue Polizeipräsident ist Major Heinrich. Er ersetzt Oberst Markgraf, der von den Russen bald nach dem Einmarsch zum Polizeipräsidenten von Berlin ernannt worden war“, meldet „Der Berliner“. Der Wechsel allerdings findet nicht statt. Der Sozialdemokrat Karl Heinrich, ehemaliges Mitglied im Reichsbanner Schwarz Rot Gold und während der NS-Zeit acht Jahre lang in Zuchthäusern und Konzentrationslagern inhaftiert, wird am selben Tag ohne Angabe von Gründen verhaftet. Weiterlesen

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1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (XII)

Ausriss aus der Zeitung "Das Volk", August 1945

Ausriss aus der Zeitung „Das Volk“, August 1945

Aus den Berliner Bezirksverwaltungen  erreichen den Zentralausschuss Berichte über Konflikte mit den KPD-Stadträten.  Nach der schon im Juni erfolgten Absetzung des Lichtenberger Bürgermeisters Franz Stimming (SPD) sieht sich die SPD auch in anderen Bezirken an den Rand gedrängt. 15 Stadträte gibt es in Reinickendorf, sieben von ihnen gehören der KPD an, ein weiterer parteiloser wird der KPD zugerechnet. Drei Stadträte stellt die SPD. Personalangelegenheiten obliegen wie in den meisten Bezirken einem KPD-Stadtrat. Acht der zehn Reinickendorfer Ortsteilverwaltungen werden von Kommunisten geleitet. Der sozialdemokratische Bezirksbürgermeister Paul Richter, im Mai von den Sowjets ernannt, wird vor der Übernahme des Bezirks durch die Briten, die am 12. Juli erfolgt,  gegen den KPD-Funktionär Erich Böhm ausgetauscht. Einer von drei Stellvertretern – die beiden anderen gehören der KPD an – wird der Sozialdemokrat Dr. Fritz Kucharski. Der wirft Anfang August das Handtuch, weil er keine demokratischen Handlungsmöglichkeiten mehr sieht. Nachfolger wird Franz Neumann, der wesentlich energischer auftritt und eine paritätische Aufteilung der Aufgaben des Bürgermeisters zwischen ihm und Böhm einfordert.[1] In Lichtenberg wird auf den SPD-Versammlungen offen über die „Rücksichtslosigkeit der KPD“[2] gesprochen, die Stimmung für die SPD wird als gut eingeschätzt.

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1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (XI)

Ausriss aus der Zeitung "Das Volk", Juli 1945

Ausriss aus der Zeitung „Das Volk“, Juli 1945

Am Abend vor dem Einzug der West-Alliierten trifft Otto Grotewohl mit Marschall Schukow zusammen. In bemerkenswerter Offenheit beantwortet Grotewohl dabei Schukows Frage, wie denn die Berlinerinnen und Berliner auf die Ankunft der West-Alliierten reagieren würden: Sie würden die Briten und Amerikaner als Befreier begrüßen, sagt Grotewohl, als Befreier von der Roten Armee.[1] Weiterlesen

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1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (X)

Ausriss aus der Tageszeitung "Das Volk", Juli 1945

Ausriss aus der Tageszeitung „Das Volk“, Juli 1945

Als Eintrittsdatum für die aktiven Sozialdemokraten der ersten Stunde gilt der 17. Juni 1945, in vielen Mitgliedsausweisen, auch in der mit der Nummer 2006 gekennzeichneten Mitgliedskarte von Otto Grotewohl, aber steht als Eintrittsdatum der 1. Juli. Der monatliche Mitgliedsbeitrag beträgt zunächst einheitlich 50 Pfennig, in einigen Kreisen werden rasch Zusatzbeiträge erhoben. Mitgliedsbücher und Beitragsmarken sollen Ende Juli vorliegen. Weiterlesen

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1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (IX)

Ausriss aus der Zeitung "Das Volk", Juli 1945

Ausriss aus der Zeitung „Das Volk“, Juli 1945

Am selben Tag wie die Funktionärskonferenz der SPD findet im großen Saal des Neuen Stadthauses eine Gründungsversammlung der Gewerkschaft statt. Eingeladen hat Walter Ulbricht.

Die Sozialdemokraten Hermann Schlimme (früheres  ADGB-Vorstandsmitglied) und Bernhard Göring (früherer Generalsekretär des AfA-Bundes) haben sich bereits im Mai mit dem Aufbau einer einheitlichen Gewerkschaftsbewegung befasst, die auch die früheren christlichen und die hirsch-dunckerschen Gewerkschaften einschließen sollte. Karl Germer jun. nahm am 18. Mai mit Jakob Kaiser, früherer Kartellsekretär der christlichen Gewerkschaften, Kontakt auf. Auch KPD-Vertreter suchten parallel das Gespräch. Eine einheitliche Organisation hatten führende Gewerkschafter wie Jakob Kaiser und  Wilhelm Leuschner, zuletzt  Mitglied des Bundesvorstands des ADGB, bereits 1933 für die Zeit nach dem Ende der NS-Herrschaft geplant. Gustav Dahrendorf berichtet von einer letzten Begegnung mit Leuschner in der Haft, bevor der Gewerkschafter als Widerstandskämpfer und Beteiligter am Attentat vom 20. Juli 1944  im September 1944 in Plötzensee hingerichtet wurde. Bei diesem Zusammentreffen habe ihm Leuschner noch das Wort „Einheit“ zugerufen.[1] Weiterlesen

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1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (VIII)

Ausriss aus der Zeitung "Das Volk" Juli 1945

Ausriss aus der Zeitung „Das Volk“ Juli 1945

In den Bezirken entstehen die ersten SPD-Strukturen. Schon am 15. Juni konstituiert sich der Kreisvorstand der SPD Prenzlauer Berg[1].

Für das erste Treffen am 17. Juni werden Handzettel gedruckt. „Nach Aufhebung des Parteiverbots treffen sich sämtliche Funktionäre der SPD am Sonntag, dem 17. Juni 1945, vormittags 9.30 Uhr im „Deutschen Hof“, Luckauer Str., nähe Moritzplatz. Die Funktionäre haben sich zu legitimieren“, heißt es in der Einladung. Für den Zentralausschuss unterzeichnen Richard Weimann, E.W. Gniffke, Gustav Dahrendorf, Otto Grotewohl, Hermann Harnisch und Otto Meier. Fritz Neubecker klebt in Neukölln und Tempelhof eigene kleine Plakate. Mehr als die Handzettel aber wirkt die Mund-zu-Mund-Propaganda. „Wir sind keine neue Partei, sondern wir setzen unsere alte Partei fort“, erklärt Otto Grotewohl. Schumacher setzt in Hannover in dieser Frage einen etwas anderen Akzent: Er will über die „alte“ SPD hinausgehen und sie öffnen für neue Bevölkerungsgruppen. Weiterlesen

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1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (VII)

Ausriss aus der Zeitung "Das Volk", August 1945

Ausriss aus der Zeitung „Das Volk“, August 1945

Der Aufruf der KPD kommt für die Sozialdemokraten um Grotewohl und Gniffke nicht nur vom Zeitpunkt her überraschend. „Der Aufruf wirkte auf uns eher verwirrend als klärend“, beschreibt Gniffke die Stimmung. Er empfindet den Wortlaut nicht als kommunistisch, noch nicht einmal als sozialistisch. „Die Probleme, die in diesem Aufruf umrissen worden waren, hätten von einer Mittelstandspartei nicht anders formuliert werden können“, so Gniffke.[1] Klar ist, dass nun rasch die Lizensierung der SPD beantragt werden muss. Weiterlesen

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1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (VI)

Ausriss aus der Zeitung "Das Volk", August 1945

Ausriss aus der Zeitung „Das Volk“, August 1945

Walter Ulbricht hat die KPD-Kreisvertreter am 27. Mai erneut zur Besprechung geladen. In einer Bestandsaufnahme berichten die Kreisvertreter über die personelle Zusammensetzung in den Verwaltungen, über die Haltung der örtlichen Kommandanten, sowie die Aktivitäten anderer Parteien. Für Charlottenburg wird (fälschlich) vermerkt: „Sozialdemokraten haben sich noch nicht geregt“. Über Reinickendorf heißt es: „Die SPD gruppiert sich unter folgenden Namen: Unter den Namen Spalinger und den Kreis des Dr. Klesse. (Klesse ist Leiter des Gesundheitsamts). Von Spalinger gehen Querverbindungen zum Bürgermeister Richter. Die Genossen (der KPD, Anm. des Verf.) sind im Besitze der Namen der Spalingergruppe, das Büro und die Querverbindungen zur Bürgermeisterei sind ebenfalls bekannt. Klesse hat aktiv gegen den Faschismus gearbeitet, ist linke SPD eingestellt.“ In Köpenick stehe die SPD auf dem Boden der Einheitsfront, sie wolle auf „breitester demokratischer Grundlage mit den Genossen arbeiten“. In Tempelhof hat die KPD mit dem Sozialdemokraten Jens Nydahl Kontakt gehabt, der ebenfalls als Befürworter der Einheitsfront beschrieben wird. In Pankow wird die Zusammensetzung der Bezirksverwaltung gerügt, in der SPD- und KPD-Angehörige alle Stellen inne hätten. Die SPD halte ihre Sitzungen in der Bezirksverwaltung ab. Aus Kreuzberg wird – neben anhaltenden Problemen mit dem Kommandanten – berichtet: „Sozialdemokrat Weiss (Gewerkschaftsangestellter) und Bezirksvorsteher hat sich bereit erklärt, seine Gen. von früher zusammenzufassen und im Sinne unserer Auffassungen – die er für die richtigen hält – zu unterrichten.“ Weiterlesen

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1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (V)

Ausriss aus der Zeitung "Das Volk" August 1945

Ausriss aus der Zeitung „Das Volk“ August 1945

Die Sozialdemokraten um Erich Gniffke und Otto Grotewohl, der in der Motzstraße 22 wohnt, aber bis Ende April in der Kronprinzenallee 320 in Berlin-Zehlendorf untergetaucht war, treffen sich täglich im ersten Stock der Bülowstraße 7. Der in Schöneberg eingesetzte stellvertretende Bürgermeister Wendland hat eine erste Versammlung im Bezirk einberufen, auf der auch Otto Grotewohl spricht.  Dessen Redetalent sorgt für weiteren Zustrom zur SPD in der Bülowstraße. „Viele Spitzenfunktionäre aus der SPD und den Gewerkschaften von vor 1933 fanden sich dort ein, so der Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB), Theodor Leipart, die ADGB-Vorstandsmitglieder Carl Volmershaus und Hermann Schlimme, der Vorsitzende des Metallarbeiterverbandes, Alwin Brandes, der zu der illegalen Gniffke-Grotewohl-Gruppe gehörende frühere Waldenberger Polizeipräsident Richard Wende“, so Erich Gniffke in seinen Erinnerungen.[1] „Ehemalige Spitzenfunktionäre des Allgemeinen freien Angestelltenbundes (AfA-Bund) waren zahlreich vertreten, darunter Bernhard Göring, Helmut Lehmann und der spätere Bürgermeister Dr. Otto Suhr, ebenso ehemalige Reichstags- und preußische Landtagsabgeordnete, wie Engelbert Graf, Werner Luft, August Karsten, Friedrich Ebert, Otto Meier, Toni Wohlgemuth, Karl Litke u.a. Viele auch später bekanntgewordene Männer waren dabei, wie der ehemalige Vorwärts-Redakteur Gustav Klingelhöfer, der erste nach 1945 gewählte Berliner Oberbürgermeister Dr. Ostrowski, der spätere Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses, Otto Bach, ferner Dr. Walter Menzel, der spätere Innenminister von Nordrhein-Westfalen und Schwiegersohn des ehemaligen Reichs- und preußischen Staatsministers Carl Severing.“ Weiterlesen

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1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (IV)

Ausriss aus der Zeitung "Das Volk", Juli 1945

Ausriss aus der Zeitung „Das Volk“, Juli 1945

In seinem Befehl Nr. 1 vom 28. April 1945 verbietet Generaloberst Bersarin,  der Chef der Besatzung und Stadtkommandant von Berlin, die NSDAP und ihre Organisationen und ruft zur Wiederaufnahme der Arbeit in den Versorgungsbetrieben auf. Beamte und Angestellte von Bezirksdienststellen werden aufgefordert, Bersarin über den Zustand ihrer Verwaltungen zu informieren. Zwischen 22 Uhr und 8 Uhr morgens herrscht Ausgangssperre. Weiterlesen

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