1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (VIII)

Ausriss aus der Zeitung "Das Volk" Juli 1945

Ausriss aus der Zeitung „Das Volk“ Juli 1945

In den Bezirken entstehen die ersten SPD-Strukturen. Schon am 15. Juni konstituiert sich der Kreisvorstand der SPD Prenzlauer Berg[1].

Für das erste Treffen am 17. Juni werden Handzettel gedruckt. „Nach Aufhebung des Parteiverbots treffen sich sämtliche Funktionäre der SPD am Sonntag, dem 17. Juni 1945, vormittags 9.30 Uhr im „Deutschen Hof“, Luckauer Str., nähe Moritzplatz. Die Funktionäre haben sich zu legitimieren“, heißt es in der Einladung. Für den Zentralausschuss unterzeichnen Richard Weimann, E.W. Gniffke, Gustav Dahrendorf, Otto Grotewohl, Hermann Harnisch und Otto Meier. Fritz Neubecker klebt in Neukölln und Tempelhof eigene kleine Plakate. Mehr als die Handzettel aber wirkt die Mund-zu-Mund-Propaganda. „Wir sind keine neue Partei, sondern wir setzen unsere alte Partei fort“, erklärt Otto Grotewohl. Schumacher setzt in Hannover in dieser Frage einen etwas anderen Akzent: Er will über die „alte“ SPD hinausgehen und sie öffnen für neue Bevölkerungsgruppen. Weiterlesen

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1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (VII)

Ausriss aus der Zeitung "Das Volk", August 1945

Ausriss aus der Zeitung „Das Volk“, August 1945

Der Aufruf der KPD kommt für die Sozialdemokraten um Grotewohl und Gniffke nicht nur vom Zeitpunkt her überraschend. „Der Aufruf wirkte auf uns eher verwirrend als klärend“, beschreibt Gniffke die Stimmung. Er empfindet den Wortlaut nicht als kommunistisch, noch nicht einmal als sozialistisch. „Die Probleme, die in diesem Aufruf umrissen worden waren, hätten von einer Mittelstandspartei nicht anders formuliert werden können“, so Gniffke.[1] Klar ist, dass nun rasch die Lizensierung der SPD beantragt werden muss. Weiterlesen

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1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (VI)

Ausriss aus der Zeitung "Das Volk", August 1945

Ausriss aus der Zeitung „Das Volk“, August 1945

Walter Ulbricht hat die KPD-Kreisvertreter am 27. Mai erneut zur Besprechung geladen. In einer Bestandsaufnahme berichten die Kreisvertreter über die personelle Zusammensetzung in den Verwaltungen, über die Haltung der örtlichen Kommandanten, sowie die Aktivitäten anderer Parteien. Für Charlottenburg wird (fälschlich) vermerkt: „Sozialdemokraten haben sich noch nicht geregt“. Über Reinickendorf heißt es: „Die SPD gruppiert sich unter folgenden Namen: Unter den Namen Spalinger und den Kreis des Dr. Klesse. (Klesse ist Leiter des Gesundheitsamts). Von Spalinger gehen Querverbindungen zum Bürgermeister Richter. Die Genossen (der KPD, Anm. des Verf.) sind im Besitze der Namen der Spalingergruppe, das Büro und die Querverbindungen zur Bürgermeisterei sind ebenfalls bekannt. Klesse hat aktiv gegen den Faschismus gearbeitet, ist linke SPD eingestellt.“ In Köpenick stehe die SPD auf dem Boden der Einheitsfront, sie wolle auf „breitester demokratischer Grundlage mit den Genossen arbeiten“. In Tempelhof hat die KPD mit dem Sozialdemokraten Jens Nydahl Kontakt gehabt, der ebenfalls als Befürworter der Einheitsfront beschrieben wird. In Pankow wird die Zusammensetzung der Bezirksverwaltung gerügt, in der SPD- und KPD-Angehörige alle Stellen inne hätten. Die SPD halte ihre Sitzungen in der Bezirksverwaltung ab. Aus Kreuzberg wird – neben anhaltenden Problemen mit dem Kommandanten – berichtet: „Sozialdemokrat Weiss (Gewerkschaftsangestellter) und Bezirksvorsteher hat sich bereit erklärt, seine Gen. von früher zusammenzufassen und im Sinne unserer Auffassungen – die er für die richtigen hält – zu unterrichten.“ Weiterlesen

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1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (V)

Ausriss aus der Zeitung "Das Volk" August 1945

Ausriss aus der Zeitung „Das Volk“ August 1945

Die Sozialdemokraten um Erich Gniffke und Otto Grotewohl, der in der Motzstraße 22 wohnt, aber bis Ende April in der Kronprinzenallee 320 in Berlin-Zehlendorf untergetaucht war, treffen sich täglich im ersten Stock der Bülowstraße 7. Der in Schöneberg eingesetzte stellvertretende Bürgermeister Wendland hat eine erste Versammlung im Bezirk einberufen, auf der auch Otto Grotewohl spricht.  Dessen Redetalent sorgt für weiteren Zustrom zur SPD in der Bülowstraße. „Viele Spitzenfunktionäre aus der SPD und den Gewerkschaften von vor 1933 fanden sich dort ein, so der Vorsitzende des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes (ADGB), Theodor Leipart, die ADGB-Vorstandsmitglieder Carl Volmershaus und Hermann Schlimme, der Vorsitzende des Metallarbeiterverbandes, Alwin Brandes, der zu der illegalen Gniffke-Grotewohl-Gruppe gehörende frühere Waldenberger Polizeipräsident Richard Wende“, so Erich Gniffke in seinen Erinnerungen.[1] „Ehemalige Spitzenfunktionäre des Allgemeinen freien Angestelltenbundes (AfA-Bund) waren zahlreich vertreten, darunter Bernhard Göring, Helmut Lehmann und der spätere Bürgermeister Dr. Otto Suhr, ebenso ehemalige Reichstags- und preußische Landtagsabgeordnete, wie Engelbert Graf, Werner Luft, August Karsten, Friedrich Ebert, Otto Meier, Toni Wohlgemuth, Karl Litke u.a. Viele auch später bekanntgewordene Männer waren dabei, wie der ehemalige Vorwärts-Redakteur Gustav Klingelhöfer, der erste nach 1945 gewählte Berliner Oberbürgermeister Dr. Ostrowski, der spätere Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses, Otto Bach, ferner Dr. Walter Menzel, der spätere Innenminister von Nordrhein-Westfalen und Schwiegersohn des ehemaligen Reichs- und preußischen Staatsministers Carl Severing.“ Weiterlesen

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1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (IV)

Ausriss aus der Zeitung "Das Volk", Juli 1945

Ausriss aus der Zeitung „Das Volk“, Juli 1945

In seinem Befehl Nr. 1 vom 28. April 1945 verbietet Generaloberst Bersarin,  der Chef der Besatzung und Stadtkommandant von Berlin, die NSDAP und ihre Organisationen und ruft zur Wiederaufnahme der Arbeit in den Versorgungsbetrieben auf. Beamte und Angestellte von Bezirksdienststellen werden aufgefordert, Bersarin über den Zustand ihrer Verwaltungen zu informieren. Zwischen 22 Uhr und 8 Uhr morgens herrscht Ausgangssperre. Weiterlesen

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1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (III)

Ausriss aus der Zeitung das Volk Nr.1

Ausriss aus der Zeitung das Volk Nr.1, Titelseite

Nach seiner Inhaftierung in den Jahren zwischen 1933 und 1943 und 1944 haben die Nazis den Sozialdemokraten Kurt Schumacher, der ab 1930 Vorsitzender der mitgliederstarken SPD in Stuttgart war, zwangsweise nach Hannover entlassen.  Als am 10. April 1945, rund  vier Wochen vor dem Ende des Krieges in Berlin, alliierte Truppen die Stadt besetzen, kann Schumacher bereits  mit dem Aufbau der SPD beginnen. Eine Genehmigung dafür hat er nicht, Parteien bleiben in den Zonen der West-Alliierten länger als in der sowjetischen Zone nicht zugelassen. Weiterlesen

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1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (II)

Ausriss aus der Zeitung "Das Volk", 19. Juli 1945

Ausriss aus der Zeitung „Das Volk“, 19. Juli 1945

Es ist der Mai 1945. Zwölf Jahre zuvor, Anfang 1933, hat die SPD in Berlin, der Viermillionenstadt, fast hunderttausend Mitglieder. Aber ihre Zahl verringert sich unter dem Druck der Nationalsozialisten. „Es ist im November 1932 gewesen, als ich dann in Reinickendorf auf die Wahlliste – die Wahl war zum 12. März 1933 festgesetzt worden – kam“, erinnert sich der spätere Berliner SPD-Vorsitzende Franz Neumann nach Kriegsende. „Ich war der 7. auf der Liste, für einen jungen Menschen ein hervorragender Platz. Als der 12. März aber kam, war ich der Spitzenkandidat, denn die sechs vor mir hatten schon auf die Wahl verzichtet.“[1] Vor allem Angestellte der Berliner Verwaltung treten aus Existenzangst aus. „Märzgefallene“ nannte man spöttisch all die, die zur Wahl 1933 auf die Seite der  Nationalsozialisten wechselten, erinnert sich Manfred Omankowsky, dessen Eltern 1945 zu den Wiederbegründern der SPD in Reinickendorf gehören. „Der größte Teil der Mitglieder des Musikzuges des Reichsbanners aus Reinickendorf trommelte schon kurze Zeit später für die SA. Aus dem engeren Kreis meiner Eltern gab es jedoch wenig Abtrünnige. Im Gegenteil, die Funktionäre trafen sich in etwas kleinerem Kreis getarnt als Erwerbslosennachmittage weiterhin.“[2] Weiterlesen

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1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (I)

Zwölf Jahre NS-Diktatur haben Deutschland zerstört. Berlin ist zum Kriegsende eine Stadt voller Trümmer und Ruinen. Gegner des Nationalsozialismus kamen in den KZs ums Leben oder mussten ins Exil gehen. Dennoch finden sich schon in den ersten Tagen nach der Kapitulation Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten zusammen, um das Land, die Stadt und auch ihre Partei wieder aufzubauen. Weiterlesen

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Amtsgericht Wedding, Brunnenplatz

Amtsgericht Wedding am Brunnenplatz. Foto: Horb

Amtsgericht Wedding am Brunnenplatz. Foto: Horb

Die Industrialisierung führt Ende des 19.Jahrhunderts im Wedding zu einer rasanten Zunahme der Bevölkerung. Mietskasernen mit mehreren engen Hinterhöfen entstehen, Arbeiter- und Handwerkerfamilien leben in dunklen, feuchten Räumen. In dieser eher ärmlichen Umgebung wird zwischen 1901 und 1906 ein Ehrfurcht einflößender Prachtbau errichtet: das Amtsgericht Wedding am Brunnenplatz. Weiterlesen

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Will McBride und die Lust auf Leben (1994)

Cover "Will McBride: Adenauer und seine Kinder".

Cover „Will McBride: Adenauer und seine Kinder“: Darsteller des Musicals Hair.

Mitunter waren es weltbewegende  Momente, manchmal waren es persönlich bewegende Momente, die Will McBride mit seiner Leica festgehalten hat. Der amerikanische GI, 1931 in St. Louis geboren, hat die Fotografie bereichert und in den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts mit fotografischen Traditionen und Sehgewohnheiten gebrochen. Im Nachkriegs-Berlin hat er die Zerstörungen der Stadt ebenso dokumentiert wie das Aufbruchsgefühl einer neuen Generation. 1994 erschien mit dem Bildband „Adenauer und seine Kinder“ ein kleiner Querschnitt durch sein fotografisches Werk, 2025 zeigt das Bröhan-Museum etliche der darin enthaltenen Aufnahmen in einer kleinen Ausstellung (1. März bis 1. Juni 2025) und legt einen 100seitigen Katalog vor. Weiterlesen

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