geb. 3. Mai 1926 in Berlin-Moabit; gest. 2. Mai 2017 in Berlin
Henryk Skrypczak war Historiker und Sekretär der Historischen Kommission zu Berlin, die er 1960 mitbegründete, er war Gründer und Herausgeber der Internationalen wissenschaftlichen Korrespondenz- zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung IWK (1965-2007) sowie Gründungsvorsitzender des Förderkreises Archive und Bibliotheken zur Geschichte der Arbeiterbewegung (1991-1992)
Klaus Riebschläger Mitglied des Geschäftsführenden Landesvorstandes der Berliner SPD und Senator a.D. würdigte Henryk Skrypczak zum 75 Geburtstag im Mai 2001 in einem Beitrag für die Berlinseiten des Vorwärts:
„Sein Temperament ist legendär, seine Feder geschliffen, sein Wissen phänomenal: die Rede ist von Eska, dem langjährigen Herausgeber der IWK, der Internationalen wissenschaftlichen Korrespondenz zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung.
Der gebürtige Berliner, der bei Anzeichen genereller oder politischer Ignoranz schon einmal laut wurde und wird und dann auf sein „polnisches Husarenblut“ verweist, hat erst vor Jahresfrist auf ärztliches Amaten seine Herausgeberrolle für diese anerkannte und einzigartige Publikation aufgegeben, die Generationen von jungen Wissenschaftlern und einer internationalen Gelehrtenschar sowie an Grundsatzfragen der Arbeiterbewegung Interessierten den Weg zu den Quellen gewiesen und ihnen zu neuen Erkenntnissen verholfen hat.
Worin bestand und besteht das Geheimnis seiner Wirkung ? Ich meine, dass es seine nahezu aggressive Form der Wahrheitssuche ist, die fasziniert, aber natürlich auch polarisiert hat. In der Phase praktischer Mitwirkung in der SPD war er vielen allein schon deswegen unheimlich, weil seine individualistische, jeder Einvernahme durch Gruppen abholde Denkweise, die er dann verbal in engagierter Form dokumentierte, viele schlicht überfordert hat. Er hat dies richtig gedeutet, nämlich als Hang zu einer das wirklich Radikale scheuenden Denkweise und konsequent seine Kraft dort eingesetzt, wo seine Arbeit mehr Früchte tragen konnte, nämlich in der Beratung der Gewerkschaften und in grundlegenden Arbeiten zur Theorie, der Geschichte und der Praxis der Arbeiterbewegung. Wir verdanken ihm die beste Analyse der gemeinsamen Aktionen von Nazis und Kommunisten im Verkehrsarbeiterstreik in Berlin von 1932, viele Studien zur Rolle der Gewerkschaften und ihrer Führer, spezielle Studien zu Friedrich Stampfers Einheitsfront- Interventionen und eine die SED zu wüster Polemik hinreißende Auseinandersetzung mit dem von Ulbricht inspirierten „Grundriss der Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung“, nicht zuletzt wegen des Untertitels „Kritik einer Legende“.
Ein schaffensreiches wissenschaftliches Leben zeichnet ihn aus. Er hat bewiesen, dass ein Lehrstuhl nicht die Voraussetzung für wissenschaftliche Wirksamkeit ist. Welch eine Leistung in unserer Wissenschaftslandschaft!
Wir wünschen ihm Gesundheit und weiterhin Schaffenskraft.“