„Der Auftrag ist geblieben“, stellt der Journalist und Autor Walter G. Oschilewski in einem kleinen, 1965 im Berliner Stapp-Verlag erschienenen Band über die „Freie Volksbühne Berlin“ fest. „Die soziale Frage beinhaltet heute vor allem die Humanisierung und Demokratisierung unserer Lebensverhältnisse im weitesten Sinne. Dazu gehören auch das Theater und sein Publikum“, so Oschilewski.
120.000 Mitglieder nutzten damals die Möglichkeit, über den Verein vergünstigt Karten für Konzerte und Aufführungen der Berliner Bühnen zu beziehen und die Vorstellungen der vereinseigenen Bühne zu besuchen. In den ersten Nachkriegsjahren wurde das Theater am Kurfürstendamm als Spielstätte genutzt, ab 1963 dann das neu gebaute Haus an der Schaperstraße, das auf dem Titel des Bandes zu sehen ist. Auf gut 50 Seiten liefert Oschilewski einen Rückblick auf die Entstehungsgeschichte der Besucherorganisation Freie Volksbühne, er beschreibt Erfolge, aber auch interne Streitigkeiten. Mit dem Intendanten Erwin Piscator hat zu diesem Zeitpunkt gerade eine Phase der erfolgreichen politischen Theaterarbeit begonnen, die etwa durch die Aufführungen von Hochhuths „Der Stellvertreter“ oder Kipphardts „In der Sache J.Robert Oppenheimer“ geprägt war.
Im Anhang wird der Aufruf Bruno Willes zur Gründung der Freien Volksbühne aus dem Jahre 1890 dokumentiert , eine Festrede Gerhard Hauptmanns aus dem Jahre 1930 und eine Zustandsbeschreibung des Volksbühnen-Intendanten Erwin Piscator aus dem Jahre 1962.
Ergänzt wird der Band durch 48 Schwarzweiß-Fotos, die die Geschichte der Volksbühnenbewegung in Berlin, ihrer Bühnen und ihrer Protagonisten zeigen. Es sind Szenenfotos von Aufführungen dabei und Einblicke in den von Fritz Bornemann entworfenen Theaterneubau an der Schaperstraße.
Berlin Gestalt und Geist – Eine Sachbuchreihe Band 6: Walter G. Oschilewski, Freie Volksbühne Berlin, Stapp Verlag Berlin 1965, ca. 110 S., 48 SW-Fotos