Am 1. September 1945 tritt Gisela Mannheim[1] in Lichtenberg in die SPD ein. Noch im April 1945 ist ihr Vater verstorben, der mehrmals in Haft war. Über eine Nachbarstochter hat sie in den letzten Kriegsmonaten Kontakt zu einer kommunistischen Jugendgruppe bekommen und sich mit Politik beschäftigt. Wenn sie noch einmal verfolgt wird, dann will sie nicht als geborene Jüdin verfolgt werden, sondern wegen ihrer Überzeugung, schwört sie sich.[2] Die SPD erscheint ihr als die Partei, die ihr am nächsten steht. „Es war ein sehr, sehr guter Zusammenhalt.“
Mit einer Bodenreform sollen die Grundbesitzverhältnisse in der sowjetischen Besatzungszone neu geregelt werden. Eine entsprechende Forderung hatte Stalin bei einer Besprechung mit Walter Ulbricht Anfang Juni 1945 erneuert, Vorbereitungen dazu waren bereits im Exil getroffen worden. Edwin Hoernle, KPD-Experte für Fragen der Landwirtschaft, hatte im August 1944 dazu einen programmatischen Vortrag gehalten, in dem er die „Ausrottung der parasitären Gesellschaftsschichten und der typischen faschistischen Einrichtungen auf dem Dorf“ forderte. Zugleich sollen bei der Aufteilung des Landes die aus den östlichen Gebieten Vertriebenen bedacht werden. Die KPD steht vor der Aufgabe, Überzeugungsarbeit in den Dörfern zu leisten. Dazu können u.a. 50 KPD-Mitglieder eingesetzt werden, die in Moskauer Abendkursen zwischen Dezember 1944 und März 1945 argumentativ geschult wurden. Vor allem in Teilen Nordostdeutschlands sind große Ländereien im Besitz adliger Familien, der Junker, die häufig das NS-Regime unterstützt hatten. Deren Land soll nun an Kleinbauern verteilt werden.
Der Zentralausschuss der SPD hat sich im Juni für die Sicherung der Ernährung ausgesprochen, aber die vom Prager Exil-Vorstand 1934 erhobene Forderung nach einer Bodenreform nach dem Ende der Naziherrschaft zunächst nicht erneuert. Ein agrarpolitischer Ausschuss soll die Voraussetzungen für eine Bodenreform prüfen und Vorschläge vorlegen.
Die Versorgungslage ist schwierig, das liegt auch daran, dass etliche Großgrundbesitzer ihre Höfe verlassen haben und nach Westdeutschland geflüchtet sind. Parteien und Gewerkschaften haben zur Erntehilfe aufgerufen, jetzt organisieren die Länder- und Provinzialverwaltungen die Arbeitseinsätze. Im „Gemeinsamen Ausschuss der Einheitsfront“, in dem die Parteien Einstimmigkeit vereinbart haben, wird die Bodenreform beraten. „Da sich aber noch nicht einmal zwischen SPD und KPD eine Einigung über die Größe der Landverteilung an die einzelnen Bauern erreichen ließ, prellte die KPD vor“, so Erich Gniffke[3]. „Wahrscheinlich wurde sie von der SMAD unter Druck gesetzt.“ Vor allem der CDU-Vertreter Andreas Hermes, so Gniffke, habe immer wieder auf die unterschiedlichen Bodenqualitäten hingewiesen. Die KPD beharrt dagegen auf der Aufteilung in gleichen Größen. „Da die KPD nicht allein die Verantwortung übernehmen wollte, organisierte sie die Zustimmung der Blockausschüsse der Länder“, so Gniffke. Im September werden in den Ländern entsprechende Beschlüsse gefasst, Großgrundbesitzer mit einem Besitz von mehr als 100 Hektar werden ersatzlos enteignet, ebenso Unterstützer des NS-Regimes, Kriegsverbrecher und Kriegsschuldige, auch wenn sie kleinere Grundstücke besitzen.
Sinneswandel
Während in der SPD die Bedenken gegen ein Zusammengehen mit der KPD wachsen, macht die KPD eine abrupte Kehrtwende: Sie fordert im Spätherbst 1945 die baldige Vereinigung der Parteien.
Am 14. September treffen sich die Genossen vom Sachsendamm und Lindenhof, um gemeinsam zur Hasenheide zu marschieren. Dort findet in der „Neuen Welt“ die zweite große SPD-Versammlung nach dem Kriegsende statt – die erste Groß-Berliner Funktionärsversammlung. „Der Genosse Knobloch brachte eine alte Fahne aus der Weimarer Zeit mit, die er versteckt hatte“, erinnert sich Gertrude Loppach[4]. Allerdings dürfen Fahnen auf Anordnung der Alliierten noch nicht ausgerollt werden. „Es war irrsinnig voll und eine großartige Stimmung. Man hatte wieder ein Gefühl der Zusammengehörigkeit.“ Etliche hundert Interessierte sind gekommen. Otto Grotewohl spricht zum Thema: „Wo stehen wir, wohin gehen wir?“
Grotewohls Rede, die mit Verspätung im Oktober, wenn auch zensiert, als Broschüre gedruckt vorliegt, gilt als Richtlinie für die Arbeit des Zentralausschusses und der SPD in der sowjetischen Zone. Der Zentralausschuss hat zuvor intensiv darüber beraten. Nachdem die alliierte Konferenz in Potsdam zuvor die Rahmenbedingungen gesetzt hat, wird es eine selbstbewusste Wortmeldung und Standortbeschreibung der Sozialdemokraten, die Grotewohl in den folgenden Tagen auch bei Kundgebungen in Magdeburg, Wernigerode, Blankenburg und Halberstadt wiederholt. All dies im Vorfeld einer von Kurt Schumacher für Anfang Oktober geplanten Zusammenkunft von Sozialdemokraten der Westzonen.
„Er war unser Idol“, so der spätere Grotewohl-Gegenspieler Franz Neumann über den Zentralausschuss-Vorsitzenden, „und er hat am 14. September 1945 darauf hingewiesen – Wilhelm Pieck war bei dieser Kundgebung, denn zu den großen Kundgebungen wurden die Vorsitzenden der anderen Parteien hinzugeladen -, hat ihm, Pieck, gesagt, dass das Misstrauen der Sozialdemokraten über das Verhältnis zu den Kommunisten bis 1933 noch immer vorhanden ist, weil man damals erleben musste, dass Theorie und Praxis zweierlei sind.“[5]
Otto Grotewohl spricht in seiner Rede eine Vielzahl von Themen an. Gleich zu Beginn greift er erneut die Frage nach den Ursachen des Untergangs der Weimarer Republik auf. „Die Schuld der Arbeiterklasse am Hitlersystem ist nicht nur, dass sie 1932 oder 1933 sein Kommen nicht verhindert hat, sondern dass sie von der Geburtsstunde der Demokratie an nur politische Taktik betrieb, ohne zu wissen, dass es ihre Aufgabe war, auch eine politische Strategie zu betreiben.“[6]
Der SPD-Vorsitzende mahnt den versprochenen humanen Umgang an, appelliert an die Ritterlichkeit der Alliierten im Umgang mit den Kriegsgefangenen, die in ihrer Mehrzahl gerade keine Nazis gewesen seien, er beschreibt das Elend der Flüchtlinge, die aus den östlichen Gebieten ausgewiesen wurden. Es sind vor allem diese Passagen, deren Veröffentlichung im „Volk“ von der sowjetischen Zensur abgelehnt wird[7], weil in ihnen Kritik an den Alliierten durchscheint und eine eigene deutsche Position formuliert wird. Mit der Frage der Ostgrenzen spricht Grotewohl ein besonders für die KPD heikles Thema an. Sie kann sich von den Vorgaben der sowjetischen Besatzungsmacht nicht distanzieren, muss sich aber auch dem Zweifel in den eigenen Reihen stellen. KPD-Schulungsleiter Fred Oelßner erlebt fast keinen Kurs, wo ihm nicht die Frage der neuen Ostgrenzen gestellt wird und die Nazi-Terminologie vom „Volk ohne Lebensraum“ entgegenschallt[8].
Zum Weg der Partei stellt Grotewohl fest: „Der Ausgangspunkt ist, Deutschland als ein einziges Ganzes zu behandeln. Die Erhaltung der Einheit der deutschen Nation muss der Ausgangspunkt unserer Überlegungen sein, wenn wir die Möglichkeiten für die Schaffung des mittleren europäischen Lebensstandards schaffen wollen.“ Im gegenwärtigen Augenblick gehe es auch nicht darum, eine Entscheidung zwischen dem Osten und dem Westen zu suchen.
Grotewohl zieht eine kritische Bilanz der vergangenen Wochen. Er beschwört die Einheit der Arbeiterklasse, um dann deutlich zu machen: Nach gewissenhafter Prüfung seien die Voraussetzungen für eine organisatorische Verschmelzung der beiden Arbeiterparteien noch nicht erfüllt. „Als die beiden zentralen Körperschaften der Parteien vor drei Monaten nach erster Prüfung aller Fragen zu der gemeinsamen Auffassung gelangten, dass der Zeitpunkt der organisatorischen Vereinigung verfrüht sei, ließen sie sich von wichtigen Erkenntnissen leiten“, erinnert Grotewohl. Mit den beiden Gründungsaufrufen von KPD und SPD sei die taktische und theoretische Grundlage für die Einheit geschaffen, so der SPD-Vorsitzende. Grotewohl zielte dabei insbesondere auf die Passage im KPD-Aufruf ab, dass Deutschland nicht das Sowjetsystem aufgezwungen werden solle. Aus dem SPD-Aufruf zitiert er die Absichtserklärung, „den Kampf um die Neugestaltung auf dem Boden der organisatorischen Einheit der deutschen Arbeiterklasse“ zu führen. „Wenn wir damals nicht zu einer organisatorischen Einheit übergingen, so geschah das aus der Erkenntnis, dass sich beide Gruppen in den neu geschaffenen Zustand mit tiefster Erkenntnis seiner Notwendigkeit hineinleben wollten“, erklärt Grotewohl.
In einer in Halle gedruckten gebundenen Ausgabe seiner Rede[9] findet sich – anders als in einer Broschürenversion[10] – eine längere Passage aus der Rede, in der sich Grotewohl kritisch mit der KPD auseinandersetzt: „Wir verkennen die Schwierigkeiten nicht, die unsere Freunde aus dem Zentralkomitee der Kommunistischen Partei haben, um den letzten Mann und die letzte Frau davon zu überzeugen, dass die Erkenntnis von der Anwendung der Demokratie eine geschichtliche Notwendigkeit geworden ist. In diesem Punkte haben wir es mit unseren Anhängern leichter. Die Schwierigkeit für uns liegt in der Tatsache, dass wir unsere Anhänger von dem Zweifel in die ehrliche Überzeugung der kommunistischen neuen Orientierung befreien müssen. Wer aufmerksam und mit Verantwortung sein Ohr an das Herz der Organisation legt, wird hören, dass noch manche unreinen Schläge da sind. Den kommunistischen Arbeitern muss rückhaltlos gesagt werden, dass eine erfolgreiche Zusammenarbeit nur möglich ist, wenn sie sich grundsätzlich daran gewöhnen, in ihrem sozialdemokratischen Kameraden nicht mehr den Verräter zu sehen.“ An dieser Stelle wird im Protokoll „stürmischer Beifall“ vermerkt. „Ebenso rückhaltlos muss aber auch dem sozialdemokratischen Arbeiter gesagt werden, dass er an jeder Stelle vorbehaltlos und kameradschaftlich mit dem kommunistischen Kameraden zusammenzustehen hat (Beifall). Es kann nicht angehen, dass in den letzten Ausläufern der Organisationen und in den kommunalen Selbstverwaltungskörperschaften oft unter völliger Außerachtlassung des Grundsatzes demokratischer Parität der Versuch gemacht wird, sich gegenseitig den Rang abzulaufen (lebhafte Zustimmung).“
Vorsichtig wendet sich der SPD-Vorsitzende – wiedergegeben in beiden Druckfassungen der Rede – gegen die „oft und immer wieder verbreitete Auffassung, die Sozialdemokratische Partei Deutschlands befinde sich besonders unter dem Einfluss der russischen Besatzungsbehörden, lediglich im Schlepptau der Kommunistischen Partei“. Gleich darauf beschwört Grotewohl den „Geist wirklicher Kameradschaft“.
Und er weist auf einen weiteren Aspekt hin: Nach der Schaffung von Parteien in den westlichen Gebieten müsse es im ersten Schritt um die einheitliche Sozialdemokratie in Gesamtdeutschland gehen. Grotewohl: „Die elementarste aller politischen Fragen, die Reichseinheit, setzt die Reichspartei voraus.“ Grotewohl muss dabei auf die Zusammenarbeit zwischen dem Zentralausschuss und den Genossen in der angloamerikanischen Zone setzen, die unter Kurt Schumacher ihren eigenen Weg gehen. Um die Bedeutung der Sozialdemokratie klar zu machen, stellt Grotewohl zwei rhetorische Fragen: „1. Werden die gegenwärtigen bürgerlichen Parteien Deutschlands allein von der Sowjetunion als die berufenen Vertreter des deutschen Volkes erwartet werden? 2. Wird die kommunistische Partei Deutschlands etwa allein von den westlichen Mächten als die Gesamtvertretung der deutschen Arbeiterklasse und des deutschen Volkes gewertet werden?“
Mit Beifall, so notiert es Erich Gniffke[11], sei Grotewohl empfangen worden, „und am Schluss seiner Rede wollte der Beifall kein Ende nehmen“. Auch die offenen Worte zur KPD dürften dazu beigetragen haben. Wenige Tage nach der Kundgebung entsendet der Zentralausschuss Willi Buch, den Grotewohl und Gniffke aus Braunschweiger Zeiten kennen, mit Reisegeld ausgestattet als Vertrauensmann des ZA in die westlichen Besatzungszonen. In Regensburg gibt Buch den Druck der Grotewohl-Rede in Auftrag.
Bei Grotewohls Rede wird der anwesende KPD-Vorsitzende Pieck „stutzig“[12], wie er einige Wochen später erklärt. Die KPD hat Mitte September Kenntnis von den Politischen Richtlinien Kurt Schumachers, die ihrer Auffassung nach „unmögliche Formulierungen“ enthalten, die das Verhältnis der SPD zur sowjetischen Besatzungsmacht belasten müssen. Nun tritt Grotewohl mit ähnlichen Vorbehalten öffentlich auf. Solche Äußerungen, so Piecks Vorwurf, seien „Wasser auf die Mühlen derjenigen (…), die nicht die Einheit der beiden Arbeiterparteien wollen“. In der Presseberichterstattung schlägt sich das nicht nieder. Die kommunistische Deutsche Volkszeitung stellt in ihrer Berichterstattung die inhaltliche Übereinstimmung der SPD mit der KPD heraus und das Grußwort Wilhelm Piecks.
Der selbstbewusste Auftritt Grotewohls und der von ihm formulierte Führungsanspruch ermutigen die Sozialdemokraten, die sich im Alltag oft ohnmächtig gegenüber den KPD-Mitgliedern in der Verwaltung fühlen. So bestätigt der Köpenicker Sozialdemokrat Karl Brandt auf einer öffentlichen Versammlung vor 550 Anwesenden am 16. September zwar die gute Zusammenarbeit im antifaschistischen Block. Aber er beruft sich auch auf Grotewohls Kritik an der KPD: Man müsse feststellen, dass „auch in Köpenick das Verständnis für eine demokratische Zusammenarbeit in der Kommunalverwaltung nicht vorhanden“ sei, das zeige sich in der nichtparitätischen Zusammensetzung der Bezirksverwaltung. Brandt setzt seine Hoffnung auf Kommunalwahlen, um zu einer wirklich demokratischen Verwaltung zu kommen.
Nach Grotewohls Rede vom 14. September versichern Mitarbeiter des Zentralausschusses den westlichen Besatzungsoffizieren gegenüber, die Gründung einer Einheitspartei könne nur nach einem reichsweiten Parteitag erfolgen, zudem müsste dem eine Abstimmung mit den französischen Sozialisten und der Labour-Party vorausgehen.[13] Das alles würde noch ein Jahr dauern.
Der KPD-Vorsitzende Wilhelm Pieck spricht fünf Tage nach Grotewohls Rede auf einer öffentlichen Versammlung im Berliner Admiralspalast. Sein Referat zur Bodenreform, das beherrschende Thema der aktuellen KPD-Arbeit, nutzt er, um auch von der „verhängnisvollen Spaltung der Arbeiterklasse und der inneren Zerrissenheit des deutschen Volkes“ zu sprechen. Für diese Spaltung macht Pieck „solche Gestalten wie Noske, Severing, Stampfer und ähnliche“ verantwortlich und er warnt, dass solche Sozialdemokraten wieder an die Spitze ihrer Partei treten könnten. Entgegen den bisherigen Äußerungen aus der KPD stellt er eine möglichst baldige Vereinigung der beiden Arbeiterparteien in Aussicht. Die sich „anbahnende Einheit“ dürfe nicht behindert werden, warnt Pieck[14]. Im ZK der KPD wird am 28. September darüber gesprochen, ideologisch stärker auf die SPD einzuwirken, um eine Vereinigung auf marxistisch-leninistischer Grundlage zu erreichen.
Am selben Tag tagt der Berliner SPD-Bezirksvorstand. Dessen Vorsitzender Harnisch macht, so das Protokoll[15], „Mitteilung über Entgleisungen, die sich Pieck und Ulbricht bei ihren letzten Reden gegen die Partei erlaubten“. Die Berliner wollen die Frage im Aktionsausschuss zur Sprache bringen.
Gustav Dahrendorf will den politischen Schwung durch die Grotewohl-Rede nutzen und ein politisches Sekretariat unter Leitung Klingelhöfers beim Zentralausschuss einrichten. Damit könnte auch eine wirksamere Positionsbestimmung gegenüber der KPD erfolgen.[16] Dafür findet er zwar zunächst keine Mehrheit, Klingelhöfer nimmt die Aufgabe aber faktisch wahr. Sein wirtschaftspolitisches Referat wird mit Otto Bach[17] und Herbert Antoine[18] verstärkt. Die Organisation der SPD kann zu diesem Zeitpunkt mit der der KPD nicht mithalten. „Bei der KPD gab es einen Ersten und einen Zweiten Sekretär, außerdem den ‚Agitprop’ und den ‚Org‘-Mann in jeder kleinen Stadt, in den Mittelstädten einen mit zwanzig und mehr Leuten hauptamtlich besetzten Apparat und in den größeren Städten einen Parteiapparat in jedem Stadtteil“, so Erich Gniffke[19]. In einem Bericht für die Zentralausschuss-Sitzung am 3. Oktober hält er die Unterschiede fest. „Dieser Überzahl an hauptberuflichen Parteikräften hatte unsere Organisation nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen.“ Angesichts dieser Machtverhältnisse beobachtet Gniffke bei den Sozialdemokraten den Wunsch nach Wahlen, „die den Kommunisten eine Niederlage bringen und ihre Misswirtschaft beseitigen würden“. Trotz der organisatorischen Stärke der KPD steigen die Mitgliederzahlen der SPD weiter rasant an.
(wird fortgesetzt)
[1] Gisela Mießner, geb. Mannheim, geboren am 11.3.1925, beteiligt an den Protestaktionen der Frauen 1943 in der Rosenstraße, um die Freilassung ihres Vaters zu erreichen, Mitglied im Lichtenberger Kreisvorstand, Anfang der 50er Jahre Kreisfrauenleiterin Lichtenberg, verheiratet mit Herbert Mießner, der im Mai 1953 wegen seiner Tätigkeit als SPD-Parteisekretär im Ostteil der Stadt verhaftet wurde
[2] Tonaufnahme „60 Jahre Zwangsvereinigung“, Veranstaltung im Willy Brandt-Haus 2005
[3] Erich Gniffke, Jahre mit Ulbricht, S. 72
[4] Berliner Stimme, Mai 1985,
[5] Franz Neumann-Archiv, Tätigkeitsbericht, Franz Neumann, letztes Interview, S. 26
[6] zitiert nach Hans-Joachim Fieber, Maren Franke und Wolfgang Triebel, Otto Grotewohl und die Einheitspartei, Bd. 1, S. 123f
[7] Gniffke, Jahre mit Ulbricht, S. 67
[8] Podewin/Teresiak, Brüder, in eins nun die Hände…, S.59
[9] Otto Grotewohl, Woher, wohin, Druck: Buchdruckerei des Waisenhauses, S. 78
[10] Otto Grotewohl, Wo stehen wir, wohin gehen wir, Druck: Volksblatt Halle
[11] Erich Gniffke, Jahre mit Ulbricht, S.70
[12] Harold Hurwitz, Demokratie und Antikommunismus, Band 4, S. 346
[13] Hurwitz, Demokratieund Antikommunismus Band 4, S. 348
[14] Andreas Schmidt „–mitfahren oder abgeworfen werden“: die Zwangsvereinigung von KPD und SPD in der Provinz Sachsen/im Land Sachsen-Anhalt 1945-1949, Münster 2004, S. 117
[15] zitiert nach Podewin/Teresiak, Brüder, in eins nun die Hände…, S. 61
[16] Vgl. Hurwitz, Die Anfänge des Widerstands, S. 349
[17] Otto Bach, geboren 22. Dezember 1899 in Stuttgart; gestorben 28. Juli 1981 in West-Berlin, 1950-53 Senator für Sozialwesen, später u. a. Präsident des Berliner Abgeordnetenhauses
[18] Herbert Antoine, geboren am 5. Februar 1902, gestorben 6. Juni 1992, 1945 mit der Leitung des Zehlendorfer Preisamtes beauftragt, wurde er nach den Wahlen erster SPD-Fraktionsvorsitzender in der Zehlendorfer BVV
[19] Erich Gniffke, Jahre mit Ulbricht, S. 87