1987 hat sich Berlin herausgeputzt. Auf beiden Seiten der Mauer wird das 750jährige Bestehen der Stadt gefeiert, beide Stadthälften liefern sich einen Wettbewerb im Feiern. Für einen der verantwortlichen Bürgermeister, den christdemokratischen West-Berliner Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen, rächt sich das zwei Jahre später. Ihm haftet das Image an, lieber zu feiern statt die sozialen Probleme der Stadt ernst zu nehmen. 1989 verliert er die Abgeordnetenhauswahl. Etwas, was der Oberbürgermeister der DDR-Hauptstadt Erhard Krack nicht zu befürchten hat. Für ihn beendet erst die Wende 1989 eine sechzehnjährige Amtszeit.
Vierzigtausend Menschen waren an einem bunten historischen Festzug beteiligt, der sich am 4. Juli 1987 durch Ost-Berlin bewegte. In Ost wie in West wurde viel Geld dafür ausgegeben, die jeweiligen Stadthälften aufzuhübschen. Mit dem historisierenden Neubau des Nikolaiviertels investierte die DDR in den Bereich, in dem die Altstädte Berlin und Cölln gelegen hatten.
Erich Honecker sah in einem Fest zum Berliner Stadtjubiläum schon frühzeitig „einen wesentlichen Beitrag bei der Festigung des sozialistischen Heimat- und Nationalbewusstseins der Bürger der DDR“. Zugleich wollte er dabei „imperialistische Konzeptionen von einer ‚Gesamtberliner Geschichte‘“ zerschlagen. So ist die Geschichte der Stadt in der Nachkriegszeit nur noch eine Geschichte des Ostteils. Im Westen wird die Geschichte einer Stadt erzählt, die trotz einer trennenden Mauer vieles verbindet.
Im aufwendig restaurierten West-Berliner Martin-Gropius-Bau, dem ehemaligen Kunstgewerbemuseum dicht an der Mauer und direkt neben dem ehemaligen Prinz-Albrecht-Palais, der Terrorzentrale von Gestapo und SS, ist vom 15. August bis 22. November 1987 die zentrale Ausstellung zur 750-Jahr-Feier der Stadt Berlin zu sehen. Erklärtermaßen will sie Dynamik und Gegensätzlichkeit verdeutlichen, die berlinische Mentalität darstellen, die zivilisatorische Leistung der Stadt und die mühsame Rückkehr in die Gegenwart nach der nationalsozialistischen Terrorherrschaft und dem durch sie entfesselten Weltkrieg.
Im reich illustrierten Katalog zur Ausstellung „Berlin, Berlin“ umreißt Reinhard Rürup die Stadtgeschichte. Er kennzeichnet Berlin als Stadt der „unregelmäßigen Entwicklungen“, über lange Jahre eine Stadt des Militärs und der Beamten, weniger des Adels wie andere Hauptstädte. Nach dem Dreißigjährigen Krieg bauten große Zuwanderergruppen die Stadt wieder auf. Auch später gab es starke Wachstumsschübe, die die Stadt veränderten.
Als Ausstellungskatalog beinhaltet der nach 700 Seiten starke Band alle Dateailbeschreibungen der ausgestellten Exponate, darunter viele Pläne, Gemälde, Grafiken, Fotos und Dokumente. Nur zu einem kleinen Teil von ihnen stehen Abbildungen zur Verfügung.
Berlin, Berlin Die Ausstellung zur Geschichte der Stadt, Katalog, herausgegeben von Gottfried Korff und Reinhard Rürup, Nicolaische Verlagsbuchhandlung 1987, 692 Seiten mit zahlreichen Farb- und Schwarz-weiß-Abbildungen, ISBN 10: 3875842146 / ISBN 13: 9783875842142,