Bücher zum Thema Verkehr in Berlin gibt es unzählige. Mal greifen sie bestimmte Transportmittel heraus, mal Verkehrsknotenpunkte, mal geht es um Modellreihen von Bahnen. Jan Gympel hat jetzt im Elsengold-Verlag eine zusammenhängende, reich illustrierte und verständliche Geschichte der Verkehrsentwicklung in Berlin veröffentlicht, die von den ersten Pferdewagen bis zum neuesten Elektrobus der BVG reicht.
Gegründet wurden Berlin und Cölln am Wasserweg der Spree, an einer Stelle, wo die Überquerung besonders leicht war. Mit ihrem Wachstum nahm auch der innerstädtische Verkehr zu. 1688, so berichtet Jan Gympel, startete der öffentliche Personennahverkehr – mit dem Einsatz von zwölf Sänften, jeweils von zwei Männern getragen. Ab 1739 wurde ein Fiakerverkehr eingerichtet. 1815 warteten dann Pferdedroschken auf Fahrgäste.
Der Siegeszeug der Eisenbahn beschleunigte auch die Entwicklung des Nahverkehrs. Fünf Bahnstrecken führten nach Berlin. Zwischen Potsdam und Zehlendorf entstand eine erste regionale Verbindung, die „Stammbahn“, die vom König eher kritisch betrachtet wurde. Denn nicht weit davon entfernt verlief die Berlin-Potsdamer Chaussee, die damals noch mautpflichtig war. Die bequeme Bahnverbindung zog viele neue Reisende an. „Verkehrsnachfrage kann durch ein attraktives Verkehrsangebot auch erst entstehen“, konstatiert Jan Gympel.
Gut recherchierte und verständliche Texte werden von einer Vielzahl von Bildern u.a. aus dem Unternehmensarchiv der BVG begleitet, die die Veränderungen anschaulich zeigen. Pferdebahnen werden abgelöst von den ersten elektrischen Straßenbahnen, die Stadtbahnhöfe entstehen. Konkurrenzkämpfe zwischen den verschiedenen privaten Unternehmen werden ausgetragen, der Verkehr wird als eine städtische Aufgabe erkannt. Ernst Reuter sorgte in den zwanziger Jahren dafür, dass ein einheitlicher Tarif von 20 Pfennig eingeführt wurde und die BVG als städtisches Unternehmen entstand, unter deren Dach die verschiedenen Betreibergesellschaften vereint wurden.
Neue Verkehrsmittel setzten sich durch, Zeppeline und Flugzeuge flogen Berlin an. Tempelhof wurde zum Heimatflughafen der Deutschen Luft Hansa AG. Der Ausbau der Verkehrslinien wurde auch von Unglücken begleitet: 19 Arbeiter fanden 1935 den Tod, als beim Tunnelbau für die S-Bahn am Brandenburger Tor eine Baugrube einstürzte. Viele Verbindungen wurden im Krieg zerstört, die Teilung der Stadt kappte erneut zahlreiche Strecken. Kleine und große Baumaßnahmen, manche wie der BER unvollendet, beschäftigen die Verkehrspolitiker auch heute.
Jan Gympel schildert Irrungen und Wirrungen der Berliner Verkehrspolitik, Anekdoten, Überlegungen, Planungen und Entscheidungen als einen wichtigen Teil der Berliner Geschichte und Stadtentwicklung.
Jan Gympel, Tempo! Berliner Verkehrsgeschichte, 200 Seiten, ca. 150 Abbildungen, Hardcover mit Schutzumschlag, ISBN 978-3-944594-38-5, EUR 29,95