Spielende Kinder am Ufer der Panke, ein Altberliner Pissoir, eine triste Neubaufassade mit dem Graffiti „Hallo roter Wedding“, bröckelnde Fassaden eines Hinterhofs, ein Schweißer bei der AEG, Familienidylle im Freibad Plötzensee, Abriss und Neubau – der Fotograf Werner Kohn hat in den 1980er Jahren die Vielfältigkeit des Weddings in gut 60 Aufnahmen eingefangen. Zusammen mit einem Text zur Geschichte des Bezirks, verfasst vom SFB-Journalisten Richard Schneider, sind seine Fotografien im Band „Wedding“ 1983 von der Nicolaischen Verlagsbuchhandlung veröffentlicht worden.
Werner Kohn, 1940 geboren, hat das Fotografenhandwerk in Bamberg erlernt und die Folkwang-Schule in Essen besucht, um dann vor allem für Zeitschriften zu arbeiten. Der Fotoband „Wedding“ zeigt sehr unterschiedliche Arbeiten. Kohn fängt Straßenszenen ein, den gemütlichen Plausch der Nachbarn vor der Eckkneipe oder das Picknick türkischer Frauen auf dünner Rasendecke. Neben diesen ungekünstelten Alltagsmomenten gibt es Blicke in Betriebe, die einer Werbebroschüre entsprungen sein könnten, sauber ordentlich und künstlich.
Ein Teil der Aufnahmen ist schwarz-weiß, ein Teil farbig, manche Aufnahmen sind düster, manche optimistisch. Aufnahmen von Ben Wagin und anderen Künstlerinnen und Künstlern, die im Bezirk tätig sind, sollen wohl auch den „neuen Wedding“ zeigen und alten Vorurteilen gegenüber dem Bezirk mit seinen Elendsquartieren entgegenwirken.
Richard Schneider hat die Geschichte des Wedding knapp und informativ zusammengefasst, von den ersten Erwähnungen im 13. Jahrhundert über die Blütezeit des Gesundbrunnens, die Eingemeindung in Berlin 1860, die Industrialisierung, die Entstehung der Mietskasernen bis hin zur Nachkriegszeit. Historische Fotos illustrieren diese Entwicklung.
Wedding, Fotografiert von Werner Kohn, mit einem Text von Richard Schwarz, Nicolaische Verlagsbuchhandlung Berlin 1983, 84 S.,