1978 haben die Gebrüder Blattschuss mit ihrem kalauernden Erfolgssong „Kreuzberger Nächte sind lang“ noch das Milieu der Lebenskünstler beschworen. In den achtziger Jahren wandelt sich das Bild Kreuzbergs in der Öffentlichkeit drastisch. Leerstehende Altbauten, Hausbesetzungen, Gewaltausbrüche am 1. Mai, ein geplünderter und zerstörter Supermarkt – einige wenige Bilder prägen ab 1980 nachhaltig Kreuzbergs Ruf über Berlins Stadtgrenzen hinaus. Noch 1991 behauptete der bayerische Ministerpräsident Max Streibl in der Auseinandersetzung um den Hauptstadtbeschluss, in einer „Hauptstadt Kreuzberg“ würde der „Mob“ mitregieren.
Kreuzberg, das sind 10,38 Quadratkilometer von Berlin voller Gegensätze. Attraktion für Touristinnen und Touristen, Szenekiez, ein Ort für Startup-Unternehmen, Gemüsehändler und Hartz-IV-Empfänger. Es ist ein Beispiel für das Miteinander von Wohnen und Arbeiten, von Einheimischen und Zugewanderten, von unterschiedlichen Lebensstilen. Hier werden Veränderung, Verdrängung und Gentrifizierung sichtbar, Armut und gesellschaftliche Konflikte, aber auch neue Lösungsansätze.
„Hallesches Tor“ hieß der sechste der 20 Bezirke, die 1920 Groß-Berlin bildeten. Ein echtes Zentrum, einen Dorfkern wie andere Bezirke, hatte er nicht. Er vereinte unterschiedliche Gebiete wie die Tempelhofer Vorstadt, die Obere Friedrichsvorstadt, die südliche Friedrichstadt und einen großen Teil der Luisenstadt. Der Bezirksname wurde schon kurz danach in „Kreuzberg“ geändert – nach der höchsten Erhebung mit dem Schinkel-Denkmal im heutigen Viktoriapark. Seit 2001 ist Kreuzberg Teil des größeren Bezirks Friedrichshain-Kreuzberg, neben Mitte einer der beiden Bezirke, die Teile des früheren Ost-Berlins und West-Berlins zusammenführen.
Der Bau der Friedrichstadt begann in der Regierungszeit von Friedrich I. (1657 – 1713), sein Sohn, der Soldatenkönig Friedrich Wilhelm I. (1688 – 1740), ließ die Arbeiten fortsetzen und drängte Offiziere und reiche Bürger dazu, dort Häuser zu errichten. Die königliche Vorgabe: Alles sollte „wie auf einer Linie gezogen sein“. Mit der Friedrichstraße entstand eine wichtige Verkehrsader. Andere Teile des späteren Kreuzberg waren zu dieser Zeit noch Brachland oder Feld. In der Cöllnischen Vorstadt, der späteren Luisenstadt, wurden Kasernen errichtet und Handwerker siedelten sich an. Die Tempelhofer Vorstadt im Süden Berlins gehörte nach dem Ende des Templerordens den Johannitern. Ihnen kaufte die Stadt Berlin die Ländereien an der Stadtgrenze ab. Zum Jahresbeginn 1861 wurden die Bereiche des späteren Bezirks Kreuzberg – wie auch die nördlich gelegenen Siedlungen Moabit, Wedding und Gesundbrunnen – nach Berlin eingemeindet.
Die Stadt wuchs rasant. Rund um das Schlesische Tor siedelte sich Gewerbe und Industrie an, Gerber waren an der Spree tätig, ein großes Eisen-, Kupfer- und Messingwerk wurde 1836 von den Kaufleuten Ravené und Heckmann an der Schlesischen Straße angelegt. Der Eisenbahnbau beflügelte die Industrialisierung, immer mehr Arbeitskräfte kamen. Hatte Berlin 1820 noch rund 120.00 Einwohner, waren es 1871 schon 826.341 und 1890 deutlich über 1,5 Millionen.
Kreuzberg war Arbeiterbezirk. Mit dem Wachstum der Industrie Ende des 19. Jahrhunderts wuchs die Wohnungsnot. Am Kottbusser Tor entstand eine Barackensiedlung, Spekulanten errichteten rund um das Schlesische Tor und den 1866 eingeweihten Görlitzer Bahnhof enge und dunkle Mietskasernen mit mehreren Hinterhöfen. Für Stube und Küche zahlten Arbeiter 20 bis 30 Mark, bei einem Lohn von siebzig bis hundert Mark. Meist war nur ein Zimmer beheizbar, die Toilette auf dem Podest teilten sich zwei bis drei Dutzend Menschen, manchmal befand sich die Toilette unten auf dem Hof. „Schlafburschen“ oder Logiermädchen“ trugen als Untermieter zur Finanzierung der Wohnung bei. Nach der Jahrhundertwende gab es in Berlin 251.550 Einzimmerwohnungen mit 768.837 Bewohnern. Auf den Hinterhöfen arbeiteten Gewerbebetriebe. Die Allgemeine Ortskrankenkasse dokumentierte die gesundheitsgefährdende Wohnsituation fotografisch in einer bedrückenden Studie.
Zwei Postleitzahlbereiche kennzeichneten die unterschiedlichen Bereiche des Bezirks und blieben haften: SO36, der Südosten mit seinen engen Mietskasernen und den vielen Hinterhöfen und SW61, der Südwesten mit den etwas großzügigeren Wohnungen nahe der ehemaligen Kaserne am Dragonerareal. Rund um die Kochstraße waren die Redaktionen der großen Presseverlage, in der Lindenstraße arbeitete die Redaktion des sozialdemokratischen „Vorwärts“.
Die Bombenangriffe im 2. Weltkrieg trafen Kreuzberg unterschiedlich stark. Nahezu vollständig zerstört wurden am 3. Februar 1945 die Luisenstadt, die südliche Friedrichstadt sowie Teile der Tempelhofer Vorstadt im Südwesten des Bezirks. 8,1 Millionen Kubikmeter an Trümmern lagen in Kreuzberg. Im Südosten waren die Wohnhäuser und Gewerbehöfe weitgehend erhalten geblieben. So verlief auch die Nachkriegsentwicklung unterschiedlich.
„Die durch die Zerstörung aufgelockerte Bebauung, die vollständige Zerstörung großer Baublöcke, ja ganzer Stadtteile, bietet die Möglichkeit zu einer organischen und funktionellen Erneuerung des Stadtgefüges“, so beschrieb 1959 Oberbaurat Paul Siepelt die Kreuzberger Ausgangslage. „Es ist die einmalige Gelegenheit gegeben, viele Fehler der Vergangenheit zu beseitigen, die Verkehrsadern den heutigen Bedürfnissen anzupassen und die zukünftigen zu berücksichtigen, geordnete Arbeitsflächen mit modernen Arbeitsstätten, ruhige Wohngebiete mit gesunden Wohnungen zu schaffen, wirksame Erholungsflächen anzulegen, die öffentlichen Einrichtungen zu bessern und dem Stadtgebiet ein neues Gesicht zu geben.“ Aufgegriffen wurden damit Leitlinien der modernen Stadtplanung, wie sie etwa mit der Charta von Athen 1933 auf einem Kongress der internationalen Architektenvereinigung CIAM beschlossen wurden.
Mit dem Bau der Otto-Suhr-Siedlung an der Alexandrinenstraße und Oranienstraße entstanden Mitte der fünfziger Jahre in Kreuzberg die ersten modernen Wohnungen im sozialen Wohnungsbau. Ihre direkte Lage an der Sektorengrenze war zugleich eine Demonstration des Westens. In drei Bauabschnitten zwischen 1956 und 1963 wurden 2300 Wohnungen errichtet, fünf- und achtgeschossige Häuserzeilen mit hellen, sonnigen Zimmern und Grünflächen vor der Tür. Hier entstand die hunderttausendste Neubauwohnung Berlins. Anfang der sechziger Jahre wurden weitere Neubaublöcke an der Johanniterstraße bezogen. Miterrichtet wurde auch die Infrastruktur mit Schulen, Kita und Fürsorgestellen. Einige Bereiche wurden für die autogerechte Stadt reserviert. Oberbaurat Paul Siepelt 1959: „Durch die Luisenstadt verläuft eine der vorgesehenen Tangentenstraße des Stadtkerns, eine als Hochstraße geplante Stadtschnellstraße, die durch Rampen an der Ritterstraße mit dem Ortsstraßennetz verbunden wird.“ Eine Planung, die nicht mehr realisiert wurde, aber lange die Entwicklung des Bezirks hemmte.
Vorgesehen im Flächennutzungsplan vom 30. Juli 1965 waren ein Autobahnkreuz am Oranienplatz, eine „Südtangente“, die den Autoverkehr durch die Hasenheide in Richtung Kreuzberger Mauer führte, eine „Osttangente“ , die vom Anschluss Skalitzer Straße nach Neukölln führte. Auch eine Anknüpfung von Ost-Berlin sollte bei einer Wiedervereinigung möglich sein. Während rund um den Kurfürstendamm ein strahlendes Zentrum West-Berlins entstehen sollte, sollte Kreuzberg dem Autoverkehr geopfert werden. Neue Wohnungen wurden den vom Abriss betroffenen Kreuzbergern oder Weddingern in den Großsiedlungen Märkisches Viertel oder Gropiusstadt angeboten.
„Die Wohngebiete des Bezirks wurden in den Gründerjahren erbaut“, so Kreuzbergs Bezirksbürgermeister Willy Kressmann 1959 mit Blick auf die Altbaugebiete. „Mit ihren schmalen baumlosen Straßen, engen unbesonnten Höfen, den Kellerwohnungen und ‚Berliner Zimmern‘ sind es die Sanierungsgebiete, die durch Entkernung der Bebauung aufgelockert werden müssen.“
In die Altbauten, die nun der Sanierung harrten, wurde nicht mehr investiert. Familien zogen in den sechziger Jahren aus dem Südosten in die neuen Wohnungen des Südwestens oder in andere Bezirke, ältere Mieterinnen und Mieter blieben in ihrem vertrauten Kiez. Die freiwerdenden günstigen Altbauwohnungen mit Blick auf den Hof, mit Außentoilette und Ofenheizung wurden von Studenten und Menschen mit geringerem Einkommen bezogen, in den siebziger Jahren zogen auch zunehmend Arbeitsmigranten in die Mietskasernen des Südostens.
Seit Ende der fünfziger Jahre fanden in Kreuzberg Künstlerinnen und Künstler zusammen. Auf einem Hinterhof der Oranienstraße 27 eröffneten der Lyriker und Grafiker Günter Bruno Fuchs, der Schriftsteller und Maler Robert Wolfgang Schnell und der Bildhauer Günter Anlauf die kleine Galerie „Zinke“. Ganz bewusst wählten sie einen Ort abseits der namhaften Galerien in Charlottenburg und Wilmersdorf. Die „Malerpoeten“ prägten das Bild einer Kreuzberger Bohème, die ihre Treffpunkte Anfang der sechziger Jahre in Hertha Fiedlers „Kleiner Weltlaterne“ in der Kohlfurter Straße oder in Kurt Mühlenhaupts „Leierkasten“ an der Zossener Straße hatte. Hier kehrten arme Malerpoeten wie Artur Märchen und Friedrich Schröder-Sonnenstern ein, Kunststudenten, Kreuzbergerinnen und Kreuzberger und Schriftsteller wie Günter Grass. Sie setzten sich kritisch mit dem Alltag auseinander, fanden ihre Motive und Themen zumindest zum Teil auch in Kreuzberg. Auf einem unbebauten Eckgrundstück an der Blücherstraße gegenüber der Heilig-Kreuz-Kirche betrieb Kurt Mühlenhaupt einen Trödelladen.
Im Dezember 1971 besetzten Jugendliche das leerstehende ehemalige Schwesternwohnheim des Bethanien-Krankenhauses am Mariannenplatz. Um die künftige Nutzung des Geländes hatte es heftige Auseinandersetzungen im Bezirk gegeben. Die maoistische KPD hatte das geschlossene Krankenhaus zuvor zum Objekt einer Kampagne unter dem Motto „Kinderpoliklinik ins Bethanien“ erkoren, um sich damit an die Spitze einer im Bezirk vermuteten Arbeiterklasse zu setzen. Das besetzte Schwesternwohnheim benannten die Jugendlichen nach dem wenige Tage zuvor bei einem Schusswechsel mit der Polizei getöteten Anarchisten „Georg-von-Rauch-Haus“. Ihr linkes Wohnprojekt wurde zum Treffpunkt der Szene, auf dem Mariannenplatz spielte die Band „Ton, Steine, Scherben“ mit Rio Reiser bei Festen den „Rauch-Haus-Song“, der sich gegen Wohnungsspekulanten richtete: „Das ist unser Haus / schmeißt doch endlich Schmidt und Press und Mosch aus Kreuzberg raus.“
Die verschiedenen Milieus lebten in Kreuzberg nebeneinander, beäugten sich zum Teil auch misstrauisch. Im Kreuzberg der siebziger Jahre gab es Studentenkneipen mit zusammengewürfelten Sofas und tropfenden Wachskerzen auf den Tischen, während ein paar Straßen weiter in der von Bierdunst und Rauch geschwängerten Großdestille Arbeiter bei Bier und Korn bis zum frühen Morgen saßen. Studentisches Milieu, linke Politaktivisten, Künstlerszene, Alteingesessene und die wachsende Zahl vor allem türkischer Migranten führten jeweils ihr eigenes Leben.
Seit 1961 hatte die Bundesanstalt für Arbeit u.a. in der Türkei Arbeitskräfte angeworben, „Gastarbeiter“, die ein Jahr bleiben und danach durch andere Arbeitskräfte ersetzt werden sollten. Aber die meisten wollten nicht in die Türkei zurückkehren, nur zehn Prozent, so eine vom Berliner Senat 1979 in Auftrag gegebene Studie, glaubte, der Aufenthalt in Deutschland sei vorübergehend.
1972 lebten fast 60.000 türkischstämmige Arbeitsmigranten in Berlin, viele im Südosten Kreuzbergs. Zwei Jahre später lag der Anteil ausländischer Bewohner im Bezirk mit seinen rund 160.000 Einwohnern bei 23 Prozent, allerdings ungleich verteilt. „Schon gibt es Häuserzeilen, in der Mariannen- oder in der Naunynstraße, die zu vier Fünfteln von Türken bevölkert sind. In Hinterhofwohnungen hausen, schon ohne deutsche Nachbarn, ganze Dorfsippen aus dem Anatolischen“, berichtete der „Spiegel“ im November 1974 mit drastischen Worten. Der Berliner Senat reagierte 1975 auf die Entwicklung mit einer Zuzugs- und Umzugssperre für Kreuzberg, Wedding und Tiergarten, die allerdings wenig Veränderungen bei den Bevölkerungsanteilen brachte, denn immer mehr Deutsche zogen aus Kreuzberg weg. 1980 wurde die Zuzugssperre wieder ausgesetzt.
Nur sechs von hundert türkischstämmigen Arbeitsmigranten, so die Umfrage von 1979, hatten Kontakt zu Deutschen. Integrationsangebote gab es so gut wie nicht. Die Schulen und Krippen im Südosten Kreuzbergs wurden durch die hohe Zahl türkischstämmiger Kinder rasch überfordert.
Während der Bau von Siedlungsblöcken auf den von Trümmern freigeräumten Grundstücken im Südwesten noch problemlos möglich war, war es im Südosten schwieriger, akzeptablen Wohnraum zu schaffen. Die Grundstücke und Mietshäuser gehörten vielen unterschiedlichen privaten Eigentümern, Sanierungen und Modernisierungen überstiegen meist deren Möglichkeiten. Und die Baupolitik des Senats war ohnehin auf großflächigen Abriss und Neubau ausgerichtet, überall sollte das bisherige Nebeneinander von Wohnen und Gewerbe aufgehoben werden. Das schien am einfachsten mit einer großflächigen Sanierung. In den festgelegten Sanierungsgebieten kauften städtische Wohnungsbaugesellschaften die Häuser auf, um dann nach und nach den bisherigen Mieterinnen und Mietern zu kündigen. So standen in vielen Häusern mehr und mehr Wohnungen leer, leerstehende Häuser warteten auf den Abriss.
Günstiger Wohnraum ging verloren, für viele Einkommensschwächere wurde die Wohnungssuche aussichtslos. Lange Schlangen bildeten sich samstagabends am Zeitungsstand am Bahnhof Zoo, wenn die Sonntagszeitungen mit den Immobilienanzeigen eintrafen. So begann sich Widerstand gegen den Leerstand zu regen. Die Bürgerinitiative SO36 besetzte am 3. Februar 1979 Wohnungen in der Görlitzer Str.74 und Lübbener Str.3, um sie instand zu setzen. Damit wurde der Begriff der „Instandbesetzerbewegung“ geprägt, der in den kommenden Jahren die ganze Stadt beschäftigte.
Gegen den großflächigen Abriss formierte sich Widerstand, Mietervertreter wie der Drogist Werner Orlowsky, dessen Laden im Schatten des 1974 fertiggestellten Neuen Kreuzberger Zentrums in der Dresdener Straße lag und Horst Schattner, Inhaber eines kleinen Ladens für „Kurzromane“ und Sammlerraritäten in der Kohlfurter Straße, mobilisierten die verbliebenen Mieter. Zugleich fanden immer mehr Hausbesetzungen statt. Im Januar 1980 wurden Häuser am Heinrichplatz, in der Naunynstr.77 bis 79 und am Leuschnerdamm 37/39 besetzt. Berlinweit fanden zwischen 1979 und 1984 mehr als 200 Hausbesetzungen statt. Für fast die Hälfte der Häuser konnten im Laufe der Jahre vertragliche Regelungen getroffen werden.
Die strukturellen Veränderungen spiegelten sich in der Politik wider, die zuvor jahrzehntelang von der SPD geprägt worden war. 1979 zog die Alternative Liste (AL) mit drei Bezirksverordneten in das Kreuzberger Bezirksparlament (BVV) ein, bei den vorgezogenen Neuwahlen 1981 erhielt sie in Kreuzberg 16 Prozent, stellte 12 der 45 Bezirksverordneten und hatte Anspruch auf einen Stadtrat. Mietervertreter Werner Orlowsky übernahm für die AL das Bauressort, SPD und AL arbeiteten politisch zusammen und schufen damit das „Kreuzberger Modell“. Mit dem gleichzeitig neu ins Amt gekommenen CDU-geführten Senat, der den Senat von Hans Jochen Vogel ablöste, gab es anfangs zwar auch Verhandlungslösungen, Mitte der achtziger Jahre verhärteten sich die Fronten allerdings. Innensenator Heinrich Lummer (CDU) setzte zunehmend Räumungen besetzter Häuser durch, am 22. September 1981 starb ein Demonstrant nach der Räumung eines Hauses in Schöneberg. Immer wieder kam es zu Auseinandersetzungen
Mit der Internationalen Bauausstellung 1987, die zum Teil auf Neubau setzte, zum Teil aber auch auf behutsame Stadterneuerung, setzte ein Umdenken in der Stadtentwicklung ein. Der Architekt Hardt-Waltherr Hämer hatte Ende der sechziger Jahre Alternativen zur Flächensanierung entwickelt, die erst nach den Hausbesetzungen der siebziger und achtziger Jahre eine Chance auf Verwirklichung bekamen.
Während sich viele in Kreuzberg abgehängt fühlten, bereitete der Senat des Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen (CDU) für das Jahr 1987 große Festlichkeiten zur 750-Jahr-Feier vor. Mit vier Millionen Mark wurde der Start der Tour de France nach West-Berlin geholt, für den großen Ball im ICC, organisiert von Filmproduzent Atze Brauner, kosteten die Karten 500 bis 1000 Mark.
Vor diesem Hintergrund kam es am Abend des 1. Mai in Kreuzberg zu heftigen Straßenkämpfen zwischen Polizei und Demonstranten rund um den Lausitzer Platz und die Oranienstraße. Am Abend wurde der Lebensmittelladen von „Bolle“ am Görlitzer Bahnhof geplündert und in Brand gesetzt.
Mehr über die Auseinandersetzungen in Kreuzberg am 1. Mai 1987
Mehr über die Auseinandersetzungen in Kreuzberg am 1. Mai 1989
Pingback: Kreuzberg, der unruhige Bezirk – Fotos aus Berlin
Pingback: Kreuzberg, SO 36 – Fotos aus Berlin
Pingback: 5 Persönlichkeiten, die Kreuzberg bis heute prägen