Gesiedelt wurde an der Panke, die auf dem Barnim bei Bernau entspringt. Ihr Wasserlauf bahnte sich entlang eiszeitlicher Rinnen den Weg zur Spree. Nahe der heutigen Pankstraße gab es zwischen zwei Armen der Panke eine Insel, die den Siedlern Schutz und wohl auch die Möglichkeit zum Fischfang bot. Bronzezeitliche Siedlungsreste stammen aus der Zeit um 800 vor Christus, Knochenfunde von Schwein, Ziege, Schaf und Rind können der Zeit um Christi Geburt zugeordnet werden.
Im 7. Jahrhundert vor Christus änderte sich das Klima, Siedlungsgebiete an Flüssen wie der Panke wurden zunehmend von Überschwemmungen heimgesucht. So wurden die Ansiedelungen auf höher gelegene Bereiche verlegt. Im Weddinger Raum bot sich dazu etwa der heutige Humboldthain am.
Wer die Siedler waren, darüber gibt es keine vollständige Klarheit. Zwischen 600 vor Christus und dem Jahr Null werden die Siedler im Raum Berlin wie in ganz Norddeutschland der Jastorf-Kultur zugerechnet, die als Vorgängerkultur der Germanen beschrieben wird.
Lange Zeit galten die Aufzeichnungen von Julius Cäsar und dem römischen Historiker Tacitus über die „Germanen“ als zuverlässige Quelle. Im Bereich von Havel und Spree waren danach die Semnonen zu Hause, die den Sueben zugehörten. Inzwischen sehen Historiker die Angaben kritischer. Archäologen nutzen die Bezeichnung „Germanen“ heute eher, um Gemeinsamkeiten von Siedlern beim Hausbau oder der Bestattung zu beschreiben, weniger, um damit ein einheitliches Volk oder ein politisches Gebilde zu kennzeichnen.
Da wo Siedlungen entstanden, etwa in Berlin-Buch, konnten die Reste von bis zu 37 Meter langen Pfostenhäusern mit Wohn- und Stallbereich freigelegt werden. Auch in Waidmannseck (Reinickendorf) wurden bei Grabungen ähnliche Grundrisse entdeckt. Die äußeren Holzpfosten waren mit Flechtwerk und Lehm verbunden, zusätzliche Pfosten in der Mitte trugen das spitze Dach.
Die Siedler lebten von Ackerbau und Viehzucht, Vorräte wurden in Speicherbauten gelagert. Töpferöfen und andere Utensilien wiesen auf rege Handwerkertätigkeit hin. Und etliche Funde zeugen auch vom Handel, etwa mit den Römern oder den sich in der Mitte des ersten vorchristlichen Jahrhunderts im Süden ansiedelnden Kelten.
Während viele Semnonen um 200 nach Christus in Richtung Westen zogen und dort mit anderen germanischen Gruppen gegen die Römer kämpften, zogen in die verlassenen Gebiete um Spree und Havel Burgunder aus dem Weichselraum. Zusammen mit den verbliebenen Semnonen zogen sie gegen Ende des 4´. Jahrhunderts nach Christus in Richtung Rhein weiter. Zu Beginn des 6. Jahrhunderts muss das Gebiet um Berlin und damit auch des heutigen Wedding stark entvölkert gewesen sein.
„Germanischer Fundstoff“, so Adriaan von Müller, bis 1990 Direktor des Museums für Vor- und Frühgeschichte in Berlin, „kann in der Mark bis um 650 n. Chr. nachgewiesen werden. Danach traten eine neue Keramik, andere Metallgegenstände und eine wiederum gewandelte Grabsitte in Erscheinung.“ Nun waren es slawische Siedler aus dem Raum Kiew, die sich hier nach Zwischenstationen auf dem Balkan oder in Böhmen und Mähren niederließen. Es war wohl eine friedliche Ansiedlung, der Raum Berlin konnte Zuwanderer gut gebrauchen. In Spandau und Köpenick entstanden befestigte slawische Siedlungen, von den Burgen in Köpenick und Brandenburg aus beherrschten die Sprewanen den östlichen Teil des heutigen Berliner Raums, den westlichen Teil mit Spandau besiedelten die Heveller, die sich selbst als Stodoranen bezeichneten. Die beiden slawischen Siedlungsgebiete trennte ein dünner besiedelter Landstrich.
Von Westen her drängten in den kommenden Jahrhunderten wieder germanische Siedler zurück. Es gibt wenig Hinweise über die Siedlungsentwicklung im Raum Wedding in dieser Zeit.
(Fortsetzung folgt)
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