Zwischen Trümmern und Träumen

Cover Dorothee Divifat "Zwischen Trümmern und Träumen"

Cover Dorothee Dovifat „Zwischen Trümmern und Träumen“

„Auf den Trümmerhalden der zerstörten Stadt, die langsam von der gnädig verhüllenden Natur übergrünt werden, spielen wieder die Kinder.“ So beginnt ein Text  von Dorothee Dovifat, der am 18. August 1945 in der „Neuen Zeit“ erschien, der kurz zuvor von den Sowjets zugelassenen Zeitung der Berliner CDU.  Dorothee Dovifat zeichnet ein hoffnungsvolles Bild, die Kinder erobern die Trümmerlandschaft, machen sie zu ihrem Spielplatz. Mauersegler rasten in den toten Steinen der Stadt, Kinder lassen ihre Drachen steigen.

Ihre  Gedanken und Beobachtungen aus dem Berlin der vierziger und fünfziger Jahre hat die 1920 in Stettin geborene Tochter des Journalisten und späteren Publizistikwissenschaftlers Emil Dovifat  in zahlreichen Feuilletons festgehalten, die zunächst in der von ihrem Vater herausgegebenen Tageszeitung „Neue Zeit“, später in „Der Tag“, einer ab 1948 im britischen Sektor erscheinenden Zeitung veröffentlicht werden.  Eine Auswahl dieser Texte vereint der 2014 im Verlag für Berlin-Brandenburg erschienene  Band  „Zwischen Trümmern und Träumen“, Zeitdokumente, die  auch Auskunft über das wieder beginnende Alltags- und Kulturleben der Stadt geben, über Wünsche und Hoffnungen.

Wenig Hinweise geben die Texte über die Aufarbeitung der zwölfjährigen Nazi-Herrschaft, die zu den Verheerungen in Europa geführt haben. Dorothee Dovifat schaut unermüdlich, nachdenklich, aber meist auch zuversichtlich nach vorn, berichtet vom Wiederaufbau etwa der Kirchlichen Hochschule, von Berufungen an die Universität, von der Weihnachtsausstellung der Berliner Künstler. Die aufkommende Ost-West-Konfrontation findet ihren Niederschlag.  Sie sorgt sich um die Kinder und Jugendlichen. Politisch aber bleibt sie in ihre Feuilleton-Beiträgen eher zurückhaltend.

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1953 beendet Dorothee Dovifat ihre journalistische Tätig und zieht mit ihrem Mann, dem Musikwissenschaftler Georg von Dadelsen (gest. 2007) nach Tübingen. Dort ist sie einige Jahre Stadträtin der CDU. 2016 ist sie verstorben.

Erhard Schütz liefert in seinem ebenso kurzen wie faktenreichen Nachwort Informationen  zum Alltag der Stadt, zu den politischen Konflikten der Nachkriegsjahre und zur Familie Dovifat.

Dorothee Dovifat, Zwischen Trümmern und Träumen, Feuilletonistische Streiflichter Berlins von 1945 bis 1953, Verlag für Berlin und Brandenburg vbb 2014, 128 S., 19,99 EUR,  ISBN 978-3-945256-08-4

Über Ulrich Horb

Jahrgang 1955, Journalist und Fotograf in Berlin
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