Geschichte der Berliner Mauer

Mauer in Kreuzberg. Foto: Ulrich Horb

Mauer in Kreuzberg. Foto: Ulrich Horb

Der 5. Februar 2018 war ein besonderer Tag: An diesem Tag  war die Berliner Mauer seit genau 10.316 Tagen offen. Genau dieselbe Anzahl von Tagen hatte sie die Stadt geteilt. Im Sommer 1990 begann der Abbau der Berliner Mauer. An vielen Stellen war sie schon durchlässig, die Graffitis auf der Westseite waren von den „Mauerspechten“ in Millionen Puzzleteile zerlegt worden, Händler verkauften sie einzeln an ihren Ständen. Die unter dem Beton verborgenen Metallstreben lagen offen, Löcher in der Mauer erlaubten den Durchblick.

28 Jahre hatte die Grenzanlage die drei westlichen Sektoren der Stadt vom sowjetischen Sektor getrennt.  Die Teilung der Stadt hatte sich in mehreren Schritten vollzogen. Nach dem 8. Mai 1945 übernahmen die Vereinigten Staaten, die Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich in der alliierten Kommandantur zunächst gemeinsam die Verwaltung der Stadt. Die unterschiedlichen Wirtschafts- und Demokratiekonzepte führten zu Alleingängen. Nach einer Konferenz in London, die unter Ausschluss der Sowjetunion über die politischen Strukturen in Westdeutschland beriet, zog sich die Sowjetunion aus dem Alliierten Kontrollrat zurück, am 16. Juni 1948 folgte der Auszug des sowjetischen Vertreters Alexander Kotikow aus der Berliner Kommandantur. Erste Behinderungen des Verkehrs nach Berlin erfolgten.

Mauer an der Harzer Straße in Neukölln. Foto: Ulrich Horb

Mauer an der Harzer Straße in Neukölln – dicht an den Wohnhäusern. Foto: Ulrich Horb

Mauer am Mariannenplatz. Foto: Ulrich Horb

Mauer am Mariannenplatz. Foto: Ulrich Horb

Mit der Deutschen Mark führten die Westalliierten am 20. Juni 1948 in den drei westdeutschen Zonen eine eigene Währung ein, drei Tage erfolgte auch in der sowjetischen Zone eine Währungsreform, die zunächst für ganz Berlin gelten sollte. Die West-Alliierten machten diese Ankündigung rückgängig und führten die D-Mark auch in ihren Zonen in Berlin ein. In der Nacht zum 24. Juni 1948 wurde die Stromlieferung aus der sowjetischen Zone nach West-Berlin eingestellt. Vom 24. Juni 1948 bis 12. Mai 1949 wurden alle Zufahrtswege nach West-Berlin unterbrochen, die gut 2,2 Millionen Berlinerinnen und Berliner der westlichen Sektoren und die 8000 Soldaten der West-Alliierten wurden durch eine Luftbrücke versorgt.

Abgebauter Wachturm an der Grenze zu Kreuzberg. Foto: Ulrich Horb

Abgebauter Wachturm an der Grenze zu Kreuzberg. Foto: Ulrich Horb

Im September 1948 nahm der Druck auf die in der sowjetischen Zone tagenden Stadtverordneten zu, der Sitz des Stadtparlamentes wurde in den Westen verlegt. Es entstanden zwei Stadtverwaltungen mit eigenen Bürgermeistern. Die unterschiedliche politische und wirtschaftliche Entwicklung führte zu einer zunehmenden Abwanderung aus der DDR und Ost-Berlin in den Westteil Berlins, der einfach per S-Bahn zu erreichen war. Allein 50.000 Ost-Berlinerinnen und Ost-Berliner arbeiteten vor 1961 in den Westsektoren, auch etliche Schülerinnen und Schüler besuchten täglich Schulen in den westlichen Bezirken. Am 13. August 1961 wurden auch die letzten Verbindungen zwischen den Stadthälften gekappt, zunächst mit einem Stacheldrahtzaun, dann mit einer 167,8 Kilometer langen Mauer, die mit einem Grenzstreifen und einer weiteren Hinterlandmauer gesichert war.

Reparaturarbeiten nach einem Anschlag auf die Mauer 1986. Foto: Ulrich Horb

Reparaturarbeiten nach einem Anschlag auf die Mauer 1986. Foto: Ulrich Horb

28 Jahre lang trennte der Beton Freunde und Familien, über Passierscheinabkommen und Besucherregelungen etwas durchlässig gemacht. Der Abbau der Mauersegmente 1990 wurde so für viele Berlinerinnen und Berliner zum bewegenden Ereignis, Mauersegmente wurden in alle Welt verkauft.

Mauergedenkstätte an der Bernauer Straße. Foto: Ulrich Horb

Mauergedenkstätte an der Bernauer Straße. Foto: Ulrich Horb

An der Bernauer Straße in Mitte blieb ein Stück Mauer als Erinnerungsort erhalten, gegenüber entstand eine Gedenkstätte und ein Dokumentationszentrum. Ein weiteres Stück der Mauer ist am Rande der Gedenkstätte „Topographie des Terrors“ zwischen Wilhelmstraße und Martin-Gropius-Bau stehen geblieben. Der frühere Mauerverlauf ist heute in der Pflasterung der Straßen erkennbar.

2014 erinnerte Berlin mit einer „Lichtergrenze“, die den Mauerverlauf kennzeichnete, an die Öffnung der Grenze 1989. Am Abend des 9. November 2014 schwebten die Lichterballons in den Himmel. Die von Künstlerinnen und Künstlern bemalte „East-Side-Gallery“ entstand auf einem Teil der Hinterlandmauer auf Ost-Berliner Seite, ist also kein Teil der ehemals direkt an der Grenze zu West-Berlin stehenden Mauer.

Mauerdurchblick in Kreuzberg. Foto: Ulrich Horb

Mauerdurchblick in Kreuzberg. Foto: Ulrich Horb

 

Über Ulrich Horb

Jahrgang 1955, Journalist und Fotograf in Berlin
Dieser Beitrag wurde unter Uncategorized veröffentlicht. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert