„Möbel zu Hause, aber kein Geld für Alkohol“

Cover „Möbel zu Hause, aber kein Geld für Alkohol“

Cover „Möbel zu Hause, aber kein Geld für Alkohol“

Kaum einer schreibt  so lustig über Schwermut  wie Klaus Bittermann. Da ist es dann fast ein wenig schade, dass man selber gerade nicht schwermütig ist, weil man ja Bittermanns  Buch liest.  Zum Beispiel die Geschichte über den „Berlin Blues“ – eine von vielen „Kreuzberger Szenen“, aber eine eher schwermütige.

„Möbel zu Hause, aber kein Geld für Alkohol“ – unter diesem Titel hat Bittermann 2011 eine Sammlung kurzer Geschichten aus dem Kreuzberger Alltag veröffentlicht, es sind Kurzgeschichten und Kolumnen, die zuvor in der  taz oder der „Jungen Welt“ erschienen sind. Der Titel ist eine Reminiszenz an die Säufer, die früher  den Kiez rund um die Graefestraße bevölkerten, in dem Bittermann, Jahrgang 1952, Journalist, Schriftsteller und Verleger, lebt. Vor einem Getränkemarkt saßen sie und warteten auf die Gentrifizierung.

In seinen „Kreuzberger Szenen“  beschreibt Bittermann, geboren in Kulmbach, aber seit 1981 in Berlin beheimatet, die Kreuzberger Szene in ihrer ganzen Vielseitigkeit. Er erzählt von Rockern, von Jugendlichen mit Migrationshintergrund, Punks, Türstehern, Verkäufern, Kneipenwirten. Es gibt noch einige wenige Kreuzberger „Typen“,  mit ihren Eigenarten, dort, wo heute Touristen mit der Flasche in der Hand die Straße entlangschlendern und auf Brücken Musik hören, die in der Nachbarschaft als laut empfunden wird.

[amazon_link asins=’389479805X,B00V3BHDPK,386368091X,3442453305′ template=’ProductCarousel‘ store=’fotosausberli-21′ marketplace=’DE‘ link_id=’125b3cec-6563-4583-9804-40779ded10b3′]

Es sind kleine Alltagsbeobachtungen und Begegnungen, beschrieben mit viel Sympathie und Selbstironie. Bittermann hört zu, auf der Straße, in der Kneipe, im Laden, es ist eine Art kleiner Lauschangriff auf die Nachbarschaft.  Die Geschichten beschreiben ein Lebensgefühl im sich verändernden Kreuzberg, besser als manche soziologische Studie, sie sind auch so etwas wie ein Abgesang auf das „alte“ Kreuzberg der Hausbesetzer und der gewollten wie ungewollten Aussteiger, das auch schon etwas ersetzt hat, nämlich das Kreuzberg der Proletarier.

Bittermann, der unter dem Pseudonym Artur Cravan auch Kriminalromane geschrieben hat, hat das Buch in der Edition Tiamat in seinem eigenen Verlag veröffentlicht.

„Möbel zu Hause, aber kein Geld für Alkohol“, Edition Tiamat/Verlag Klaus Bittermann, Berlin 2011, ISBN 978-3-89320-159-4. Auch als Hörbuch auf 2 CDs (140 Min.) erhältlich,   ISBN 978-3-89320-184-6

Über Ulrich Horb

Jahrgang 1955, Journalist und Fotograf in Berlin
Dieser Beitrag wurde unter Berlin-Antiquariat, Berlin-Literatur, Kreuzberg abgelegt und mit , , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert