
Ausriss aus der Zeitung „Das Volk“, Juli 1945
Am selben Tag wie die Funktionärskonferenz der SPD findet im großen Saal des Neuen Stadthauses eine Gründungsversammlung der Gewerkschaft statt. Eingeladen hat Walter Ulbricht.
Die Sozialdemokraten Hermann Schlimme (früheres ADGB-Vorstandsmitglied) und Bernhard Göring (früherer Generalsekretär des AfA-Bundes) haben sich bereits im Mai mit dem Aufbau einer einheitlichen Gewerkschaftsbewegung befasst, die auch die früheren christlichen und die hirsch-dunckerschen Gewerkschaften einschließen sollte. Karl Germer jun. nahm am 18. Mai mit Jakob Kaiser, früherer Kartellsekretär der christlichen Gewerkschaften, Kontakt auf. Auch KPD-Vertreter suchten parallel das Gespräch. Eine einheitliche Organisation hatten führende Gewerkschafter wie Jakob Kaiser und Wilhelm Leuschner, zuletzt Mitglied des Bundesvorstands des ADGB, bereits 1933 für die Zeit nach dem Ende der NS-Herrschaft geplant. Gustav Dahrendorf berichtet von einer letzten Begegnung mit Leuschner in der Haft, bevor der Gewerkschafter als Widerstandskämpfer und Beteiligter am Attentat vom 20. Juli 1944 im September 1944 in Plötzensee hingerichtet wurde. Bei diesem Zusammentreffen habe ihm Leuschner noch das Wort „Einheit“ zugerufen.[1] Weiterlesen →