Berlin steckt voller Geschichten. Einige sollen hier in Zukunft erzählt werden,  Alltagsgeschichten aus einer sich ständig verändernden Stadt. Und es gibt viele Tipps zur Berlin-Literatur, ob Neuerscheinung oder antiquarisch. Weitere Fotos und Texte finden Sie auf fotos-aus.berlin und nacht-in.berlin.

Publiziert am von Ulrich Horb | Schreib einen Kommentar

1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (XVI)

Ausriss aus der Zeitung "Das Volk", August 1945

Ausriss aus der Zeitung „Das Volk“, August 1945

Wennigsen hat eine Bahnanbindung und ist vom Flughafen Bückeburg, über den der Exil-Vorstand der SPD aus London anreist, gut erreichbar. Die Unterbringung der Delegierten und Gäste erfolgt weitgehend privat bei SPD-Mitgliedern und Unterstützern. „Die Konferenz, zu der Sie in Hannover erschienen sind, kann trotz unserer Bemühungen in der geplanten Form und dem geplanten Umfange nun doch nicht stattfinden“, informiert Schumacher die Genossen. „Der Grund dafür dürfte in erster Linie darin zu suchen sein, dass die Militär-Regierung die Verantwortung für ein Treffen von Politikern aller Zonen nicht übernehmen will, da mit den Militär-Regierungen anderer Zonen über diesen Punkt nicht verhandelt worden ist. Die Entscheidung ist gestern in einer mündlichen Besprechung im Obersten Hauptquartier der Britischen Kontrollzone gefällt worden.“[1]

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1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (XV)

Ausriss aus der Zeitung "Das Volk", August 1945

Ausriss aus der Zeitung „Das Volk“, August 1945

Innerhalb der drei formal gleichberechtigten ZA-Vorsitzenden Gniffke, Grotewohl und Fechner setzt sich Grotewohl damit durch, allein die Federführung für die Vertretung der Partei zu übernehmen[1]. Gniffke nimmt geschäftsführende Aufgaben wahr, Fechner kümmert sich um die Parteiorganisation und den Kontakt mit den in der Verwaltung tätigen Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten. Weiterlesen

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1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (XIV)

Ausriss aus der Zeitung "Das Volk", August 1945

Ausriss aus der Zeitung „Das Volk“, August 1945

Am 1. September 1945 tritt Gisela Mannheim[1] in Lichtenberg in die SPD ein. Noch im April 1945 ist ihr Vater verstorben, der mehrmals in Haft war. Über eine Nachbarstochter hat sie in den letzten Kriegsmonaten Kontakt zu einer kommunistischen Jugendgruppe bekommen und sich mit Politik beschäftigt. Wenn sie noch einmal verfolgt wird, dann will sie nicht als geborene Jüdin verfolgt werden, sondern wegen ihrer Überzeugung, schwört sie sich.[2]  Die SPD erscheint ihr als die Partei, die ihr am nächsten steht. „Es war ein sehr, sehr guter Zusammenhalt.“ Weiterlesen

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1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (XIII)

Ausriss aus der Zeitung "Das Volk" August 1945

Ausriss aus der Zeitung „Das Volk“ August 1945

Am 2. August erscheint die erste Ausgabe des „Berliner“, einer Zeitung, die in der britischen Besatzungszone nun dienstags, donnerstags und sonnabends herausgegeben wird.  Auf der ersten Seite findet sich eine siebenzeilige Notiz über einen Wechsel im Polizeipräsidium: „Der neue Polizeipräsident ist Major Heinrich. Er ersetzt Oberst Markgraf, der von den Russen bald nach dem Einmarsch zum Polizeipräsidenten von Berlin ernannt worden war“, meldet „Der Berliner“. Der Wechsel allerdings findet nicht statt. Der Sozialdemokrat Karl Heinrich, ehemaliges Mitglied im Reichsbanner Schwarz Rot Gold und während der NS-Zeit acht Jahre lang in Zuchthäusern und Konzentrationslagern inhaftiert, wird am selben Tag ohne Angabe von Gründen verhaftet. Weiterlesen

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1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (XII)

Ausriss aus der Zeitung "Das Volk", August 1945

Ausriss aus der Zeitung „Das Volk“, August 1945

Aus den Berliner Bezirksverwaltungen  erreichen den Zentralausschuss Berichte über Konflikte mit den KPD-Stadträten.  Nach der schon im Juni erfolgten Absetzung des Lichtenberger Bürgermeisters Franz Stimming (SPD) sieht sich die SPD auch in anderen Bezirken an den Rand gedrängt. 15 Stadträte gibt es in Reinickendorf, sieben von ihnen gehören der KPD an, ein weiterer parteiloser wird der KPD zugerechnet. Drei Stadträte stellt die SPD. Personalangelegenheiten obliegen wie in den meisten Bezirken einem KPD-Stadtrat. Acht der zehn Reinickendorfer Ortsteilverwaltungen werden von Kommunisten geleitet. Der sozialdemokratische Bezirksbürgermeister Paul Richter, im Mai von den Sowjets ernannt, wird vor der Übernahme des Bezirks durch die Briten, die am 12. Juli erfolgt,  gegen den KPD-Funktionär Erich Böhm ausgetauscht. Einer von drei Stellvertretern – die beiden anderen gehören der KPD an – wird der Sozialdemokrat Dr. Fritz Kucharski. Der wirft Anfang August das Handtuch, weil er keine demokratischen Handlungsmöglichkeiten mehr sieht. Nachfolger wird Franz Neumann, der wesentlich energischer auftritt und eine paritätische Aufteilung der Aufgaben des Bürgermeisters zwischen ihm und Böhm einfordert.[1] In Lichtenberg wird auf den SPD-Versammlungen offen über die „Rücksichtslosigkeit der KPD“[2] gesprochen, die Stimmung für die SPD wird als gut eingeschätzt.

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1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (XI)

Ausriss aus der Zeitung "Das Volk", Juli 1945

Ausriss aus der Zeitung „Das Volk“, Juli 1945

Am Abend vor dem Einzug der West-Alliierten trifft Otto Grotewohl mit Marschall Schukow zusammen. In bemerkenswerter Offenheit beantwortet Grotewohl dabei Schukows Frage, wie denn die Berlinerinnen und Berliner auf die Ankunft der West-Alliierten reagieren würden: Sie würden die Briten und Amerikaner als Befreier begrüßen, sagt Grotewohl, als Befreier von der Roten Armee.[1] Weiterlesen

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1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (X)

Ausriss aus der Tageszeitung "Das Volk", Juli 1945

Ausriss aus der Tageszeitung „Das Volk“, Juli 1945

Als Eintrittsdatum für die aktiven Sozialdemokraten der ersten Stunde gilt der 17. Juni 1945, in vielen Mitgliedsausweisen, auch in der mit der Nummer 2006 gekennzeichneten Mitgliedskarte von Otto Grotewohl, aber steht als Eintrittsdatum der 1. Juli. Der monatliche Mitgliedsbeitrag beträgt zunächst einheitlich 50 Pfennig, in einigen Kreisen werden rasch Zusatzbeiträge erhoben. Mitgliedsbücher und Beitragsmarken sollen Ende Juli vorliegen. Weiterlesen

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1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (IX)

Ausriss aus der Zeitung "Das Volk", Juli 1945

Ausriss aus der Zeitung „Das Volk“, Juli 1945

Am selben Tag wie die Funktionärskonferenz der SPD findet im großen Saal des Neuen Stadthauses eine Gründungsversammlung der Gewerkschaft statt. Eingeladen hat Walter Ulbricht.

Die Sozialdemokraten Hermann Schlimme (früheres  ADGB-Vorstandsmitglied) und Bernhard Göring (früherer Generalsekretär des AfA-Bundes) haben sich bereits im Mai mit dem Aufbau einer einheitlichen Gewerkschaftsbewegung befasst, die auch die früheren christlichen und die hirsch-dunckerschen Gewerkschaften einschließen sollte. Karl Germer jun. nahm am 18. Mai mit Jakob Kaiser, früherer Kartellsekretär der christlichen Gewerkschaften, Kontakt auf. Auch KPD-Vertreter suchten parallel das Gespräch. Eine einheitliche Organisation hatten führende Gewerkschafter wie Jakob Kaiser und  Wilhelm Leuschner, zuletzt  Mitglied des Bundesvorstands des ADGB, bereits 1933 für die Zeit nach dem Ende der NS-Herrschaft geplant. Gustav Dahrendorf berichtet von einer letzten Begegnung mit Leuschner in der Haft, bevor der Gewerkschafter als Widerstandskämpfer und Beteiligter am Attentat vom 20. Juli 1944  im September 1944 in Plötzensee hingerichtet wurde. Bei diesem Zusammentreffen habe ihm Leuschner noch das Wort „Einheit“ zugerufen.[1] Weiterlesen

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1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (VIII)

Ausriss aus der Zeitung "Das Volk" Juli 1945

Ausriss aus der Zeitung „Das Volk“ Juli 1945

In den Bezirken entstehen die ersten SPD-Strukturen. Schon am 15. Juni konstituiert sich der Kreisvorstand der SPD Prenzlauer Berg[1].

Für das erste Treffen am 17. Juni werden Handzettel gedruckt. „Nach Aufhebung des Parteiverbots treffen sich sämtliche Funktionäre der SPD am Sonntag, dem 17. Juni 1945, vormittags 9.30 Uhr im „Deutschen Hof“, Luckauer Str., nähe Moritzplatz. Die Funktionäre haben sich zu legitimieren“, heißt es in der Einladung. Für den Zentralausschuss unterzeichnen Richard Weimann, E.W. Gniffke, Gustav Dahrendorf, Otto Grotewohl, Hermann Harnisch und Otto Meier. Fritz Neubecker klebt in Neukölln und Tempelhof eigene kleine Plakate. Mehr als die Handzettel aber wirkt die Mund-zu-Mund-Propaganda. „Wir sind keine neue Partei, sondern wir setzen unsere alte Partei fort“, erklärt Otto Grotewohl. Schumacher setzt in Hannover in dieser Frage einen etwas anderen Akzent: Er will über die „alte“ SPD hinausgehen und sie öffnen für neue Bevölkerungsgruppen. Weiterlesen

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1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (VII)

Ausriss aus der Zeitung "Das Volk", August 1945

Ausriss aus der Zeitung „Das Volk“, August 1945

Der Aufruf der KPD kommt für die Sozialdemokraten um Grotewohl und Gniffke nicht nur vom Zeitpunkt her überraschend. „Der Aufruf wirkte auf uns eher verwirrend als klärend“, beschreibt Gniffke die Stimmung. Er empfindet den Wortlaut nicht als kommunistisch, noch nicht einmal als sozialistisch. „Die Probleme, die in diesem Aufruf umrissen worden waren, hätten von einer Mittelstandspartei nicht anders formuliert werden können“, so Gniffke.[1] Klar ist, dass nun rasch die Lizensierung der SPD beantragt werden muss. Weiterlesen

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