Kreuzberg, der unruhige Bezirk

Kottbusser Tor in den achtziger Jahren: Blick auf das Neue Kreuzberger Zentrum. Foto: Ulrich Horb

1978 haben die Gebrüder Blattschuss mit ihrem kalauernden Erfolgssong „Kreuzberger Nächte sind lang“ noch das Milieu der Lebenskünstler beschworen. In den achtziger Jahren wandelt sich das Bild Kreuzbergs in der Öffentlichkeit drastisch. Leerstehende Altbauten, Hausbesetzungen, Gewaltausbrüche am 1. Mai, ein geplünderter und zerstörter Supermarkt –   einige wenige Bilder prägen ab 1980 nachhaltig Kreuzbergs Ruf über Berlins Stadtgrenzen hinaus.  Noch 1991 behauptete der bayerische  Ministerpräsident Max Streibl in der Auseinandersetzung um den Hauptstadtbeschluss, in einer „Hauptstadt Kreuzberg“ würde der „Mob“ mitregieren. Weiterlesen

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Kreuzberg 1989: Gewaltritual zum 1. Mai

Polizeibericht nach dem 1. Mai 1989. Foto: Ulrich Horb

Polizeibericht nach dem 1. Mai 1989. Foto: Ulrich Horb

Nach den schweren Ausschreitungen in Kreuzberg im Mai 1989 standen Innensenator Erich Pätzold (SPD) und die Polizeiführung unter Medienbeschuss. Dabei hatte die Polizei mit ihrer Taktik einen gewaltigen politischen Erfolg zu verzeichnen: Die Autonomen  Gruppen wurden isoliert, der „Kiez“ sah in den Ordnungshütern erstmals seit Jahren wieder „Freunde und Helfer“. Weiterlesen

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Kreuzberg 1987: Als Bolle brannte

1987: Abgebrannter Bolle-Supermarkt am Görlitzer Bahnhof. Foto: Ulrich Horb

1987: Abgebrannter Bolle-Supermarkt am Görlitzer Bahnhof. Foto: Ulrich Horb

Ein ausgebrannter Supermarkt, 34 geplünderte Geschäfte, zerstörte Bahnhofsanlagen, umgestürzte Kräne und Bagger, Polizeifahrzeuge und Feuerwehrwagen – das war die Bilanz der Nacht vom 1. auf den 2. Mai 1987 im West-Berliner Bezirk Kreuzberg. Damit hatte die Eskalation der Gewalt  eine völlig neue Qualität erreicht. Folge einer Senatspolitik, die nach außen ein intaktes Berlinbild herstellen wollte, die Probleme im Inneren aber nicht löste, so der Vorwurf der damaligen Opposition von SPD und Alternativer Liste. Weiterlesen

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Medien in Berlin: Umbrüche nach der deutschen Einheit

Volksblatt: Letzte Ausgabe als Tageszeitung. Foto: Ulrich Horb

Nach dem Fall der Mauer befand sich die Berliner Medienlandschaft im Umbruch. Auf dem Zeitungsmarkt gerieten die letzten unabhängigen Zeitungen unter den Einfluss von Konzernen, im Hörfunk wurde immer stärker um die Werbeeinnahmen gekämpft, im Fernsehbereich musste sich der öffentlich-rechtliche SFB auf eine lokale Konkurrenz vorbereiten. Weiterlesen

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Medienkonzentration: Das Ende des „Volksblatts“

"Volksblatt Berlin": Morgenzeitung für die ganze Zeit. Foto: Ulrich Horb

„Volksblatt Berlin“: Morgenzeitung für die ganze Stadt. Foto: Ulrich Horb

1989 baute der Springer Verlag seine marktbeherrschende Stellung in West-Berlin weiter aus. Mit einer Beteiligung von 24,9 Prozent am linksliberalen „Volksblatt“ erreichte er nun bei den Tageszeitungen einen Marktanteil von über 80 Prozent. Die Beteiligung des Springer-Verlags löste bei vielen in der Stadt und nicht zuletzt bei den Redakteuren des „Volksblatts“ Sorgen um die publizistische Vielfalt in der Stadt aus. Drei Jahre später wurde das „Volksblatt“ eingestellt. Weiterlesen

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1920: Groß-Berlin entsteht (1)

Plakat von Käthe Kollwitz 1912. Foto: gemeinfrei/Archiv Ulrich Horb

Plakat von Käthe Kollwitz 1912. Foto: gemeinfrei/Archiv Ulrich Horb

Es war eine wegweisende Entscheidung, die die Preußische Landesversammlung am 27. April 1920 traf. Mit knapper Mehrheit wurde ein Gesetz angenommen, das eine „neue Stadtgemeinde Berlin“ formte. Mit dem alten Kern von Berlin wurden sieben Nachbarstädte, 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirke vereint. Noch heute profitiert Berlin von dieser Entscheidung, was Stadtentwicklung, Verkehrsverbindungen, Naherholung oder Wirtschaftsansiedlungen angeht. Weiterlesen

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Mutter Krausens Suche nach dem Glück

Filmplakat (Ausschnitt) "Mutter Krausens Fahrt ins Glück"

Filmplakat (Ausschnitt) für „Mutter Krausens Fahrt ins Glück“

Von den „goldenen zwanziger Jahren“ Berlins ist hier nichts zu spüren.  Die Kamera blickt aus der Vogelperspektive in düstere Weddinger Hinterhöfe, fährt entlang der bröckelnden Fassaden und zeigt auf dem Asphalt spielende Kinder. Der Film „Mutter Krausens Fahrt ins Glück“, im Herbst 1929 gedreht, führt in die Enge der Berliner Mietskasernen, er zeigt Armut und Hoffnungslosigkeit. Weiterlesen

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Hans Baluschek und das Gewissen der Zeit

Cover "Hans Baluschek" von Günter Meißner, Dresden 1985

Cover „Hans Baluschek“ von Günter Meißner, Dresden 1985

Zwei Motive finden sich auf vielen seiner Zeichnungen und Gemälde: zum einen die Berliner Arbeiterinnen und Arbeiter, zum anderen die Welt der Eisenbahn.  Der Zeichner und Maler Hans Baluschek (1870 – 1935) hat die Entwicklungen seiner Zeit im Bild festgehalten und mitgeprägt.  Von den Nazis wurde er verfolgt, in der Nachkriegszeit blieb er lange unbeachtet. Erst 1975 würdigte das Kunstamt  Kreuzberg ihn mit einer größeren Ausstellung. 1985 erschien in der DDR eine Biographie von Günter Meißner, die Baluschek u.a. als „Humanisten an der Seite der Sozialdemokratie“ beschreibt. Weiterlesen

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Mit Zille auf dem Rummel

Cover "Buden, Bier und starke Frauen"

Cover „Buden, Bier und starke Frauen“

Der Berliner Künstler Heinrich Zille hat nicht nur liebevoll das Hinterhofleben in den Mietskasernen mit dem Stift kommentiert, er hat auch die kleinen Vergnügungen der Berlinerinnen und Berliner beobachtet. Der 1987 erschienene Band „Buden, Bier und starke Frauen“ vereint einige Rummelplatzmotive des Zeichners mit etlichen Zille zugeschriebenen Fotografien. Weiterlesen

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Wirklichkeitsbeschreiber: Der Künstler Otto Nagel (6)

Nagel-Würdigung von Heinrich Zille.

Nagel-Würdigung von Heinrich Zille. Foto: gemeinfrei / Archiv U. Horb

Mit Ausstellungen in Warenhäusern erreichen die Künstler um Otto Nagel ein breiteres Publikum. Im Februar 1926 hat Nagel  Bilder u.a. von Käthe Kollwitz, Hans Baluschek, Heinrich Zille, Albert Birkle, Dix, Grosz und Peter Paul Eickmeier zusammengestellt, die, unterstützt vom Volksbildungsamt Wedding, im Kaufhaus W. Stein in der Chausseestraße 70/71 gezeigt werden. Mehrere tausend Menschen sehen die Ausstellung. Von Otto Nagel sind u.a. die Gemälde „Asylist“ und „Straßenmädel“ zu sehen. Weiterlesen

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