Es ist der Mai 1945. Zwölf Jahre zuvor, Anfang 1933, hat die SPD in Berlin, der Viermillionenstadt, fast hunderttausend Mitglieder. Aber ihre Zahl verringert sich unter dem Druck der Nationalsozialisten. „Es ist im November 1932 gewesen, als ich dann in Reinickendorf auf die Wahlliste – die Wahl war zum 12. März 1933 festgesetzt worden – kam“, erinnert sich der spätere Berliner SPD-Vorsitzende Franz Neumann nach Kriegsende. „Ich war der 7. auf der Liste, für einen jungen Menschen ein hervorragender Platz. Als der 12. März aber kam, war ich der Spitzenkandidat, denn die sechs vor mir hatten schon auf die Wahl verzichtet.“[1] Vor allem Angestellte der Berliner Verwaltung treten aus Existenzangst aus. „Märzgefallene“ nannte man spöttisch all die, die zur Wahl 1933 auf die Seite der Nationalsozialisten wechselten, erinnert sich Manfred Omankowsky, dessen Eltern 1945 zu den Wiederbegründern der SPD in Reinickendorf gehören. „Der größte Teil der Mitglieder des Musikzuges des Reichsbanners aus Reinickendorf trommelte schon kurze Zeit später für die SA. Aus dem engeren Kreis meiner Eltern gab es jedoch wenig Abtrünnige. Im Gegenteil, die Funktionäre trafen sich in etwas kleinerem Kreis getarnt als Erwerbslosennachmittage weiterhin.“[2] Weiterlesen
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