1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (II)

Ausriss aus der Zeitung "Das Volk", 19. Juli 1945

Ausriss aus der Zeitung „Das Volk“, 19. Juli 1945

Es ist der Mai 1945. Zwölf Jahre zuvor, Anfang 1933, hat die SPD in Berlin, der Viermillionenstadt, fast hunderttausend Mitglieder. Aber ihre Zahl verringert sich unter dem Druck der Nationalsozialisten. „Es ist im November 1932 gewesen, als ich dann in Reinickendorf auf die Wahlliste – die Wahl war zum 12. März 1933 festgesetzt worden – kam“, erinnert sich der spätere Berliner SPD-Vorsitzende Franz Neumann nach Kriegsende. „Ich war der 7. auf der Liste, für einen jungen Menschen ein hervorragender Platz. Als der 12. März aber kam, war ich der Spitzenkandidat, denn die sechs vor mir hatten schon auf die Wahl verzichtet.“[1] Vor allem Angestellte der Berliner Verwaltung treten aus Existenzangst aus. „Märzgefallene“ nannte man spöttisch all die, die zur Wahl 1933 auf die Seite der  Nationalsozialisten wechselten, erinnert sich Manfred Omankowsky, dessen Eltern 1945 zu den Wiederbegründern der SPD in Reinickendorf gehören. „Der größte Teil der Mitglieder des Musikzuges des Reichsbanners aus Reinickendorf trommelte schon kurze Zeit später für die SA. Aus dem engeren Kreis meiner Eltern gab es jedoch wenig Abtrünnige. Im Gegenteil, die Funktionäre trafen sich in etwas kleinerem Kreis getarnt als Erwerbslosennachmittage weiterhin.“[2] Weiterlesen

Veröffentlicht unter SPD-Geschichte | Verschlagwortet mit , , | Ein Kommentar

1945: Die Wiedergründung der SPD in Berlin (I)

Zwölf Jahre NS-Diktatur haben Deutschland zerstört. Berlin ist zum Kriegsende eine Stadt voller Trümmer und Ruinen. Gegner des Nationalsozialismus kamen in den KZs ums Leben oder mussten ins Exil gehen. Dennoch finden sich schon in den ersten Tagen nach der Kapitulation Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten zusammen, um das Land, die Stadt und auch ihre Partei wieder aufzubauen. Weiterlesen

Veröffentlicht unter SPD-Geschichte | Verschlagwortet mit , , | Schreib einen Kommentar

Amtsgericht Wedding, Brunnenplatz

Amtsgericht Wedding am Brunnenplatz. Foto: Horb

Amtsgericht Wedding am Brunnenplatz. Foto: Horb

Die Industrialisierung führt Ende des 19.Jahrhunderts im Wedding zu einer rasanten Zunahme der Bevölkerung. Mietskasernen mit mehreren engen Hinterhöfen entstehen, Arbeiter- und Handwerkerfamilien leben in dunklen, feuchten Räumen. In dieser eher ärmlichen Umgebung wird zwischen 1901 und 1906 ein Ehrfurcht einflößender Prachtbau errichtet: das Amtsgericht Wedding am Brunnenplatz. Weiterlesen

Veröffentlicht unter Wedding | Verschlagwortet mit , , | Schreib einen Kommentar

Will McBride und die Lust auf Leben (1994)

Cover "Will McBride: Adenauer und seine Kinder".

Cover „Will McBride: Adenauer und seine Kinder“: Darsteller des Musicals Hair.

Mitunter waren es weltbewegende  Momente, manchmal waren es persönlich bewegende Momente, die Will McBride mit seiner Leica festgehalten hat. Der amerikanische GI, 1931 in St. Louis geboren, hat die Fotografie bereichert und in den fünfziger und sechziger Jahren des 20. Jahrhunderts mit fotografischen Traditionen und Sehgewohnheiten gebrochen. Im Nachkriegs-Berlin hat er die Zerstörungen der Stadt ebenso dokumentiert wie das Aufbruchsgefühl einer neuen Generation. 1994 erschien mit dem Bildband „Adenauer und seine Kinder“ ein kleiner Querschnitt durch sein fotografisches Werk, 2025 zeigt das Bröhan-Museum etliche der darin enthaltenen Aufnahmen in einer kleinen Ausstellung (1. März bis 1. Juni 2025) und legt einen 100seitigen Katalog vor. Weiterlesen

Veröffentlicht unter Berlin-Antiquariat, Berlin-Bildband | Verschlagwortet mit , , , , | Schreib einen Kommentar

Die Kösliner Straße im Wedding

Kösliner Straße Ecke Wiesenstraße 2019. Foto: ULrich Horb

Kösliner Straße Ecke Wiesenstraße 2019. Foto: ULrich Horb

Die Kösliner Straße im Wedding ist nicht lang. Zwischen Wiesenstraße und Weddingstraße passten gerade 24 Häuser. Aber die Straße steht als Symbol für die Zerrissenheit der Arbeiterbewegung in der Weimarer Republik, die letztlich das Erstarken des Nationalsozialismus begünstigte. Weiterlesen

Veröffentlicht unter Wedding | Verschlagwortet mit , , , , , , | Schreib einen Kommentar

Mutige Weddingerinnen

Cover Mut Hoffnung Widerstand

Cover Mut Hoffnung Widerstand

Es sind neun sehr unterschiedliche Lebenswege. Verbunden sind die Geschichten der neun Weddingerinnen durch ihr politisches Engagement in der Weimarer Republik und während der NS-Zeit. Verbunden sind sie auch durch ihren Mut und die Hoffnung auf ein Ende von Diktatur und Tyrannei und durch ihre Beiträge zum Widerstand. Walter Frey, Verleger der Wedding-Bücher, und die Literatur- und Kulturwissenschaftlerin Brunhilde Wehinger haben für ihren Band „Mut – Hoffnung – Widerstand“ Lebensläufe von Frauen ausgewählt, die sich in der Arbeiterbewegung engagierten und in der SPD, der KPD oder linkssozialistischen Gruppierungen aktiv waren. Weiterlesen

Veröffentlicht unter Berlin-Geschichte, Wedding | Verschlagwortet mit , , , , , , | Schreib einen Kommentar

Friedrichshain-Kreuzberg, ungeschönt (2018)

Cover Friedrichshain-Kreuzberg ungeschönt

Die Clubszene ist hier zu Hause, zahlreiche alternative und soziale Projekte sind über die Jahre entstanden. Friedrichshain-Kreuzberg ist ein ganz besonderer Berliner Bezirk, zusammengewachsen aus dem West-Berliner Kreuzberg und dem Ost-Berliner Friedrichshain. Lange Jahre war der Bezirk eine Nische, in der alternative Lebensentwürfe ihren Platz fanden. Ein Bildband, herausgegeben von Ellen Röhner und Erik Steffen, zeigt Fotografien, die hier zwischen 1990 und 2018 entstanden sind – „ungeschönt“, wie er verspricht. So lautete auch der Titel einer Ausstellung, die vom 28. September 2018 einen Monat lang im FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum zu sehen war und zu der der Band erschienen ist. Weiterlesen

Veröffentlicht unter Berlin-Bildband, Kreuzberg | Verschlagwortet mit , , , , , | Schreib einen Kommentar

Die republikanische Tradition des Schlosses (2021)

Cover „Des Kaisers Nachmieter“

Es ist ein Ort mit wechselvoller Geschichte und die Nutzung blieb lange umstritten. Sollte mitten in Berlin ein Hohenzollern-Schloss wiederaufgebaut werden, das zu DDR-Zeiten aus ideologischen Gründen abgerissen worden war, sollte hier moderne Architektur dem Zentrum der Hauptstadt ein neues Gesicht geben, sollte etwas Anderes, etwas Neues „in der Kubatur des Schlosses“ entstehen? Christian Walther befreit in seinem Buch „Des Kaisers Nachmieter“ den Ort vom aufgeladenen Kampf um die Deutungshoheit, indem er an ein verdrängtes Kapitel seiner Geschichte erinnert: die republikanische Tradition des Schlosses in Berlins Mitte. Weiterlesen

Veröffentlicht unter Berlin-Geschichte | Verschlagwortet mit , , , , | Schreib einen Kommentar

Berlin. Alte Ansichtskarten (1975)

Cover „Berlin. Alte Ansichtskarten“

Sammlungen von alten Postkarten aus Berlin in Buchform gibt es viele. 1975 haben Jutta und Konstantin Pandazo eine solche Sammlung mit 125 Reproduktionen in Schwarz-weiß veröffentlicht. Sie haben diesen Bildband zusammengestellt, so heißt es im Vorwort, „um der jüngeren Generation ein Berlin zu zeigen, das sie noch nie gesehen hat, um den Älteren zu helfen, ihr Berlin von damals wiederzufinden“. Weiterlesen

Veröffentlicht unter Berlin-Antiquariat | Verschlagwortet mit , , , , | Schreib einen Kommentar

Müllerstraße 163: Zur Geschichte des Hauses

Sitz der Berliner SPD: das Kurt-Schumacher-Haus in der Müllerstraße 163. Blick vom U-BahnhofWedding. Foto: Ulrich Horb

Sitz der Berliner SPD: das Kurt-Schumacher-Haus in der Müllerstraße 163. Blick vom U-Bahnhof Wedding. Foto: Ulrich Horb

Die Umzugswagen waren schon im September vorgefahren, am 1. Dezember 1961 fand dann die offizielle Einweihung statt. Die SPD war im Wedding angekommen, dem alten Arbeiterbezirk. Die neue Anschrift ihrer Landeszentrale war die Müllerstraße 163.

Es war eine Kraftanstrengung der gesamten Berliner SPD. Schon in den fünfziger Jahren spendeten  ihre Mitglieder Geld für Bausteine,  mit denen eine neue Landesgeschäftsstelle errichtet werden sollte. 1961 hatten die Bausteine Form bekommen: Am 18. September zog der Landesverband mit seinem Vorsitzenden Willy Brandt in das Kurt-Schumacher-Haus an der Müllerstraße. Weiterlesen

Veröffentlicht unter SPD-Geschichte, Wedding | Verschlagwortet mit , , , , , , | Ein Kommentar