Ferien in der Müllerstraße

Cover "Müllerstraße" von Ruth Rewald.

Cover „Müllerstraße“ von Ruth Rewald.

Es könnte eine spannende Schullektüre sein – nicht nur im Wedding. 1932 hat die Schriftstellerein Ruth Rewald in ihrem Jugendroman „Müllerstraße, Jungens von heute“ einen Einblick in den Alltag und die Lebenswirklichkeit der Arbeiterkinder im Berliner Wedding gegeben. Jetzt ist der Band als Neuauflage in der Reihe der Wedding-Bücher des Verlags Walter Frey wieder erhältlich. Weiterlesen

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Kein Platz für Nettelbeck

Nettelbeckplatz: Brunnen „Tanz auf dem Vulkan“. Foto: Ulrich Horb

Im 19. Jahrhundert wuchs Berlin wieder über seine Stadtgrenzen hinaus. Die Wiesen und Felder des Wedding wurden parzelliert. Nach den Maschinenfabriken an der Chausseestraße entstanden im Wedding weitere Fabrikbauten. 1888 zog die AEG in die Ackerstraße und vergrößerte sich zusehends, der Vorläufer von Osram und die Chemische Fabrik von Ernst Schering sorgten für Arbeitsplätze. Die eingeschossigen Kolonistenhäuser wichen mehrstöckigen Gebäuden. Die Arbeiterinnen und Arbeiter der Industriebetriebe mussten sich mit ihren Familien in immer neue düstere und enge Mietskasernen zwängen. Straßen und Kreuzungen entstanden.  „Platz M“   nannte der Stadtplaner James Hobrecht in seinem Bebauungsplan von 1862 einen Ort unweit des Wedding-Platzes, an dem die Wege nach Reinickendorf und Pankow aufeinandertrafen. Weiterlesen

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Jüdische Familien: Am Wedding haben sie gelebt

Cover "Am Wedding haben sie gelebt"

Cover „Am Wedding haben sie gelebt“

Der Wedding war in den zwanziger und dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts kein sichtbares Zentrum jüdischen Lebens. Hier konkurrierten die Arbeiterparteien SPD und KPD miteinander, Kirchen, Glaube und Religion spielten eine eher untergeordnete Rolle. Die Zahl jüdischer Bürgerinnen und Bürger lag bei nur 3500, ein Anteil von 1,1 Prozent an der Weddinger Bevölkerung.  Zum Vergleich: In Wilmersdorf betrug der Anteil der jüdischen Bevölkerung 13,5 Prozent. Weiterlesen

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East Side Gallery

Eastside-Gallery. Fotos: Ulrich Horb

Eastside-Gallery mit Blick zur Oberbaumbrücke: Mauerdurchbruch an der Eastside Gallery gegenüber der Mercedes-Benz Arena Berlin (früher: O2-World), einer großen Sport- und Konzerthalle, die am 10. September 2008 nach zweijähriger Bauzeit eröffnet wurde. Hier wurde am Ufer eine Dampferanlegestelle eingerichtet. Aufnahme aus dem Mai 2011. Fotos: Ulrich Horb

Die East Side Gallery ist ein von Künstlerinnen und Künstlern gestalteter Abschnitt der Mauer an der Spree nahe dem Ostbahnhof und – mit Ausnahme der Reiseeinschränkungen durch die Corona-Pandemie – Ziel vieler Touristinnen und Touristen.

Nach der Öffnung der Mauer hatten im Jahr 1990  118 Künstlerinnen und Künstler aus 21 Ländern 106 Bilder auf den Beton der Mauer an der Mühlenstraße aufgetragen. Ihre Bilder sind Ausdruck der Vielfalt künstlerischer Arbeit, der Aufbruchstimmung und der Internationalität Berlins nach dem Mauerfall. 2022 lud die Stiftung Berliner Mauer zwischen dem 30. September und dem 3 . Oktober unter dem Motto „East Side Gallery neu entdecken“ zu Veranstaltungen und Führungen.  Obwohl die East Side Gallery weltberühmt sei, kennen nur wenige die Menschen und die Debatten, die sich mit dem Ort verbinden, so die Stiftung. Eine neue digitale Ausstellung www.eastsidegalleryausstellung.de zeigt seit  dem 30. September Porträts der Künstlerinnen und Künstler. Ab  November 2022 ist vor Ort eine neue Open-Air-Ausstellung zur Geschichte der East Side Gallery zu sehen.

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Wedding: Immer in Veränderung

Cover „Der Wedding“ von Bernd Schimmler.

Wiesenstraße, Rehberge, Müllerstraße, Koloniestraße: Einige Orts- und Straßennamen erinnern noch an die Frühzeit des Wedding. Wie sich aus der sandigen Heidelandschaft vor den Toren Berlins ein engbebautes Stadtquartier für Arbeiterfamilien entwickelte, wie Mauerbau und Sanierung den Bezirk veränderten, das beschreibt Bernd Schimmler, Vorsitzender des Weddinger Heimatvereins in seinem faktenreichen  Buch „Der Wedding – Vergangenheit und Veränderung“. Weiterlesen

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Wirklichkeitsbeschreiber: Der Künstler Otto Nagel (12)

Grabstein für Otto und Walli Nagel auf dem Friedhof Friedrichsfelde. Foto: Ulrich Horb

Grabstein für Otto und Walli Nagel auf dem Friedhof Friedrichsfelde. Foto: Ulrich Horb

Otto Nagel, von 1953 bis 1956 Vizepräsident der Akademie der Künste Berlin (Ost) und von 1956 bis 1962 ihr Präsident, nutzt die politischen Spielräume, die sich ihm in dieser Funktion eröffnen. Er sorgt für Ausstellungen seiner Künstlerkollegen Käthe Kollwitz und Heinrich Zille, deren düster-kritische Arbeiten nicht mehr der neuen Zeit zu entsprechen scheinen, er pflegt Kontakte zur West-Berliner Akademie und er bietet Künstlerinnen und Künstlern, die 1953 auf der III. Kunstausstellung in Dresden noch unter ein Ausstellungsverbot fielen, die Möglichkeit, ihre Arbeiten zu präsentieren.

Im Überblick: Alle Beiträge zu Otto Nagel auf geschichten-aus.berlin Weiterlesen

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Das säkulare Berlin

Mehr als 400 Kirchen prägen bis heute gut sichtbar das Bild Berlins. Das weltliche Berlin fällt weniger auf, aber es bestimmt den Alltag der Stadt inzwischen viel stärker: Mehr als zwei Drittel der Berlinerinnen und Berliner gehören keiner Religionsgemeinschaft an. In seinem Buch „Das säkulare Berlin“ begibt sich Manfred Isemeyer, früherer Vorstandsvorsitzender des Humanistischen Verbandes Berlin-Brandenburg, auf die Spuren „von Dissidenten, Freidenkern und Humanisten“, er skizziert die Geschichte ihrer Verbände und führt an Orte ihres Wirkens. Weiterlesen

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Ben Wagin: die Kunst des Nicht-Künstlers

Ben Wagin 2005 in seinem Atelier in der Ackerstr. 76. Foto: Ulrich Horb

Ben Wagin 2005 in seinem Atelier in der Ackerstr. 76. Foto: Ulrich Horb

Nicht alle seiner Projekte haben die Zeit überdauert, aber sie haben nachhaltige Anstöße gegeben. Ben Wagin hat in Berlin nicht nur viele Spuren, Bilder und Ideen hinterlassen, er hat mit Nachdruck und Hartnäckigkeit für Veränderungen gesorgt.  Am 28. Juli 2021 ist er in Berlin im Alter von 91 Jahren gestorben.

Viele Bezeichnungen sind ihm zugeordnet worden. Aktionskünstler war eine der häufigsten, er wurde als Galerist, Bildhauer, Organisator, Umweltmahner vorgestellt. Seine Autobiographie, 2015 von Astrid Herbold aufgezeichnet, trägt ausgerechnet den Titel „Nenn mich nicht Künstler“. Weiterlesen

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Achtziger Jahre: der Krempelmarkt am Reichpietschufer

Krempelmarkt am Reichpietschufer 1990. Foto: Ulrich Horb

Krempelmarkt am Reichpietschufer 1990. Foto: Ulrich Horb

Das Gelände am Reichpietschufer zwischen Landwehrkanal und Mauer war Anfang der achtziger Jahre eine Brache. Ein einsames Studentenwohnheim stand in angemessener Entfernung, Foto Klinke hatte in der Nähe einen Laden für Fotolaborbedarf. Zur anderen Seite hin waren die Umrisse der Staatsbibliothek zu erkennen und die Neue Nationalgalerie zeigte  West-Berliner Kunstschätze. An den Wochenenden gehörte der Platz am Reichpietschufer den Trödlern und ihren Schätzen.

Aus großen Pappkartons wurden Jacken, Hemden, Hosen ausgepackt, Gläser und Vasen standen auf den Holztischen der Marktbuden. Wenn es regnete, wurde das Gelände am Reichpietschufer zur sumpfigen Seenlandschaft. Der Krempelmarkt im Schatten der Mauer zog in den achtziger Jahren Hunderte von Händlerinnen und Händlern und Tausende von Kaufwilligen an. Als Anfang 1989 die Visumspflicht in Polen aufgehoben wurde, entstand am Rande ein neuer Bereich, der „Polenmarkt“. Auf Decken wurden Wurst, Käse, Wodka und Zigaretten aus Polen ausgebreitet, gestickte Decken und Haushaltsartikel. 1989  bauten findige Verkäuferinnen und Verkäufer Stände direkt an der Mauer auf, an denen DDR-Wimpel, sowjetische Uniformen, Rubelmünzen, Medaillen und Mauerstücke angeboten wurden. Weiterlesen

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Noackturm: Wasser für die Rosen

Noackturm: Abriss des Gärtnereigeländes 1980/81. Foto: Archiv Ulrich Horb

Noackturm: Abriss des Gärtnereigeländes 1980/81. Foto: Archiv Ulrich Horb

Nur ein Turm erinnert noch an vergangene Zeiten. Er ragt heute aus einem Naturschutzgebiet an der Britzer Straße unweit des Volksparks Mariendorf und des Britzer Gartens. Erbaut wurde er 1922 vom Gärtnereibesitzer August Noack (1878 – 1945) als Wasserturm für die Versorgung der eigenen und der umliegenden Gärtnereien. Hier im Süden Berlins wuchsen einmal bis zu zwei Millionen Rosenstöcke. Weiterlesen

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